Das ehemalige Pflegeheim in Murrhardt-Oberneustetten könnte eine Option für ein Therapiezentrum sein. Foto: Gottfried Stoppel

Das Landratsamt prüft die Einrichtung eines Therapiezentrums für Corona-Patienten, um die Rems-Murr-Kliniken im Ernstfall entlasten zu können.

Rems-Murr-Kreis - Natürlich solle jeder, der wegen einer Coronavirus-Infektion schwer erkrankt sei, in einem Krankenhaus behandelt werden, sagt Richard Sigel. Angesichts der steigenden Fallzahlen könne es aber in absehbarer Zeit nötig sein, ein zusätzliches Therapiezentrum für Corona-Patienten zu schaffen, um die Rems-Murr-Kliniken stationär zu entlasten, so der Landrat. In einem solchen könnten Patienten mit leichten Beschwerden, die aber medizinisch behandelt werden müssen, stationär versorgt werden, so die Vorstellung.

Das Ganze sei bisher nur eine vorsorgliche Überlegung. Aber: „Kliniken, Rettungsdienst und Landkreis sind sich einig: Wir möchten uns bestmöglich wappnen, für den Fall, dass die Krankenhausbetten – wie aktuell in manchen Nachbarländern – knapp werden.“ Man bemühe sich daher frühzeitig, Platz für zusätzliche Betten bereitzuhalten, so der Landrat.

Suche im Backnanger Raum

Am späten Mittwochnachmittag hat sich der Kreischef zusammen mit Experten von Gesundheitsamt und Kliniken in Oberneustetten umgesehen. Denn das Ziel ist, im Backnanger Raum, wo es kein Krankenhaus mehr gibt, Kapazitäten zu schaffen. In dem Murrhardter Mini-Teilort steht das Gebäude eines ehemaligen Seniorenheims leer. Dieses war in der Hochzeit der Flüchtlingskrise bereits als Asyl-Gemeinschaftsunterkunft genutzt worden – allerdings hatte es dagegen zuvor vehemente Proteste des knappen Dutzends Anwohner sowie aus den umliegenden Teilorten gegeben. Das frühere Pflegeheim sei indes nur eine von mehreren Optionen, betont der Landrat.

Die Kliniken rüsten derweil weiter auf. Zurzeit verfüge man in Schorndorf und Winnenden über 32 Beatmungsplätze, sagt der Geschäftsführer Marc Nickel. Diese Kapazitäten wolle man kurzfristig erweitern. An beiden Standorten seien zudem abgetrennte Stationen eingerichtet worden, man habe eigens Corona-Teams gebildet, die nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts geschult würden.

Notfallversorgung sichergestellt

Geplante Operationen würden zurzeit auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, um Platz für Corona-Patienten zu schaffen. Notfälle hingegen würden natürlich weiterhin mit der gleichen Priorität behandelt wie bisher. „Die Menschen im Rems-Murr-Kreis müssen sich keine Sorgen machen: Die medizinische Versorgung und die Notfallversorgung sind weiterhin sichergestellt“, verspricht der Klinik-Geschäftsführer.

Mit Hochdruck werde auch daran gearbeitet, dass in den Krankenhäusern eigene Laborkapazitäten geschaffen würden, um Virus-Abstriche selbst vor Ort prüfen zu können, so Nickel. Derzeit gebe es allerdings Lieferengpässe bei entsprechenden Analysegeräten – ebenso wie in den Labors der Dienstleister.