Im CDU-Vorstand hat eine Dreiviertel-Mehrheit dafür gestimmt, dass Armin Laschet Kanzlerkandidat von CDU und CSU werden soll. Foto: dpa/Michael Kappeler

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet nötigt seinen Bundesvorstand, für ihn als Kanzlerkandidaten zu stimmen. Ist das die Entscheidung? Noch nicht, kommentiert Rainer Pörtner. Selbst ein Aufstand der CDU-Basis ist möglich.

Stuttgart - Das Drama ist um einen weiteren Akt verlängert worden. Der CDU-Bundesvorstand hat sich dafür ausgesprochen, dass Armin Laschet der Kanzlerkandidat der Unionsparteien werden soll. Beendet ist das aufregende, nervenzehrende Schauspiel damit nicht.

 

Im Führungsgremium der CDU stimmten 31 von 46 stimmberechtigten Mitgliedern in geheimer Wahl für den CDU-Vorsitzenden. 9 stimmten für CSU-Chef Markus Söder, 6 enthielten sich. Ginge es in der Union zu wie früher, wäre damit die Sache klar: Söder akzeptiert das Votum der großen Schwesterpartei und überlässt dem CDU-Vorsitzenden Laschet die Rolle des Anführers im Wahlkampf.

Laschet agiert mit Brachialgewalt

Ausgeschlossen ist diese Variante nicht. Immerhin hat Söder treuherzig vor dem Gremienvotum der CDU erklärt: Wenn diese sich klar für Laschet entscheide, werde er dies respektieren. Aber mit dem Zusatz, dass es eines „klaren“ Bekenntnisses der CDU bedürfe, hat sich der CSU-Chef immer noch die Option offen gehalten, die eigene Ambition auf die Kanzlerkandidatur aufrecht zu erhalten.

Und von Klarheit in der CDU kann keine Rede sein. Laschet hat seinen Bundesvorstand zu einem mehrheitlichen Ja genötigt. Obwohl offenkundig ist, dass in dieser Runde, erst recht aber in der Bundestagsfraktion und an der Parteibasis sehr viele Söder wollen, hat er mit Brachialgewalt eine Drei-Viertel-Mehrheit für sich erzwungen.

Im Raum stand im Moment der Entscheidung für viele CDU-Vorständler nicht nur die Frage, wer Kanzlerkandidat werden soll, sondern ob sie mit einem Votum für den CSU-Mann den eigenen Parteichef politisch ermorden sollen. In dieser Zwangslage hätten sich eigentlich alle in der Runde für Laschet aussprechen müssen. Aber nicht einmal das ist passiert.

Knickt Söder ein – oder pokert er weiter?

Nun kommt es darauf an, wie weit die Autorität Laschets noch reicht. Fügen sich die Bundestagsabgeordneten, die um ihre Wiederwahl zittern, dem Diktum des Parteivorstands? Kommt es zum Aufstand der CDU-Basis, von der viele Parteifunktionäre berichten, sie wolle mit großer Mehrheit Söder? Pokert Söder weiter? Oder gibt er auf, um den endgültigen Zerfall der Unionsfamilie noch zu verhindern?

Weiterhin ist alles möglich.

Schon jetzt aber hat der Zweikampf Laschet-Söder die Gemeinschaft aus CDU und CSU so sehr beschädigt, dass eigentlich beide Parteivorsitzenden ihre Führungsrollen abgeben sollten. Beide haben sich als unfähig erwiesen, für ein gedeihliches, zivilisiertes Miteinander in einer Parteienfamilie zu sorgen, deren Parteien das „C“ im Namen führen.