Beten in der Kirche Foto: dpa

Leser Dieter Burckardt erzählt eine Geschichte aus den 30er Jahren von der Dorfkirche in Mehrstetten

Stuttgart - Dieter Burckardt aus Schwäbisch Gmünd erzählt: In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Dorfkirche in Mehrstetten renoviert. Mein Großvater, dr Bittelluda Endr, (Andreas, Sohn des Büttel Ludwig) hatte als Maurermeister die Aufgabe, den Baldachin über der Kanzel neu aufzuhängen. Der damalige Pfarrer, er hatte eine relativ kleine Statur, legte großen Wert darauf, dass die Proportionen Kanzel, Pfarrer und Baldachin auch zueinander passen. Nachdem mein Großvater den Baldachin zum dritten Mal umgehängt hatte und der Pfarrer erneut nicht zufrieden war, platzte ihm der Kragen, und er sagte: „ So bleibt er jetzt hänga, mr kriagt au amol wieder an Pfarr, mo ebbes gleichsieht!“

Noch ein Beitrag zum Khenr (Dachrinnenabfallrohr), die uns hier schon mehrfach beschäftigt und amüsiert hat. Leserin Gisela Deger schreibt: „Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden wir Stadtkinder evakuiert. So kam ich zu meinen Großeltern in eine kleines Dorf im Hohenzollerischen. Am Karsamstag morgens um 5 Uhr wurde vor der Kirche das Osterfeuer entfacht. Von meinem Großvater erhielt ich ein etwa ein Meter langes Holzscheit mit dem Auftrag, das Osterfeuer heimzuholen.Nachdem das Holzstück etwas glühte, haben wir Kinder dasselbe tüchtig geschwungen und sind dann heimwärts. Unterwegs gab es etliche Khenr – unter anderem auch bei ,Altledigen‘. Das glühende Holz steckten wir in den Khenr, bis es oben aus der Spüle qualmte. Durch das Schimpfen wussten wir, der Rauch ist angekommen. Zur Versöhnung der Geneppten bekamen sie ein glühendes Spächele (Span), mit dem sie ihren Wachsstock oder eine Kerze anzünden konnten (nicht gerade christlich, aber lustig).“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Hans Schmid aus Denkendorf. Er schreibt: „Ein Freund von mir sagte über einen neuen Mitarbeiter, der sich etwas ,dabbich‘ angestellt hatte: ,Der isch ’ts bleed, zom drei dode Gees emma eigmachta Garda z’hiada!‘“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de