Der Ex-EZB-Chef Mario Draghi soll es nun richten in Italien. Er hat das Zeug dazu, das Land aus der Krise zu holen – wenn denn alle mitmachen. Denn eine Expertenregierung birgt auch Fallstricke, kommentiert unsere Redakteurin Almut Siefert.
Rom - Viele sehen in ihm das „Male Minore“, das kleinere Übel – dabei könnte Mario Draghi genau der sein, den Italien jetzt braucht. Als Chef einer „Regierung der nationalen Einheit“, wie Staatspräsident Sergio Mattarella sich das blumig vorstellt. Oder etwas trockener formuliert: Als Leiter einer Expertenregierung.
Die wäre zunächst einmal gut für Italien – und gut für Europa. Die Finanzmärkte reagierten bereits mit Wohlwollen allein auf die Nennung des Namens Draghi. Der Ex-Präsident der Europäischen Zentralbank ist in der EU vernetzt und als Wirtschaftsprofi wohl die beste Wahl, um über die Verwendung der rund 210 Milliarden Euro an Geldern aus dem EU-Wiederaufbaufonds zu entscheiden, die Italien zugeteilt werden. Die Debatte darum war der springende inhaltliche Punkt, warum die Vorgängerregierung aus Fünf-Sterne-Bewegung, Sozialdemokraten und Matteo Renzis linker Kleinpartei Viva Italia zerbrochen war.
Am Ende könnte Matteo Salvini der strahlende Sieger sein
Man könnte also meinen, Matteo Renzi habe das Spiel mit dem Feuer, das er mit der Beendigung der Zusammenarbeit mit dem parteilosen Premier Giuseppe Conte eingeleitet hat, gewonnen. Doch eine Regierung Draghi birgt auch Fallstricke. So könnte sich Matteo Salvini, der Chef der extrem rechten Lega nun erneut als Retter in der Not profilieren. Nämlich dann, wenn die Fünf-Sterne-Bewegung, die die Mehrheit im Parlament stellt, ihre trotzige Drohung wahr macht und eine Regierung Draghi nicht unterstützt. Er zählt für sie schließlich zur verhassten Banken-Elite. Doch wird die Lega das Zünglein an der Waage einer funktionierenden Regierung Draghi, ginge nicht Renzi sondern vor allem Salvini als strahlender Sieger aus der Krise hervor.
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