Am Herzensort des Kandidaten: Norbert Barthle ist seit 1998 direkt gewählter Abgeordneter. Der 65-Jährige kandidiert im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd für die CDU. Er will den Dieselmotor nicht abschreiben.

Backnang - Norbert Barthle lässt sich in einem dicken Audi-Geländewagen vorfahren. Der Herr Staatssekretär steigt aus dem Auto, dessen Motor indes kaum Geräusche produziert. Der Wagen trägt ein Kennzeichen, das mit dem Großbuchstaben E endet, E wie Elektrofahrzeug. Das SUV – Sport Utility Vehicle – sei ein Hybrid, sagt Norbert Barthle auf Nachfrage. Der Wagen fahre bis zu 70 Kilometer weit rein elektrisch, längere Strecken mit Diesel. Später wird der CDU-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd erklären, dass er moderne Selbstzünder wie diesen Audimotor längst noch nicht abschreibe. Dass die Dieseltechnologie noch gebraucht werde. Die neuen Dieselmotoren seien nämlich sauber, und sie produzierten weniger Kohlendioxid als Benzinmotoren.

Zunächst muss der Staatssekretär aber erklären, weshalb eine Großbaustelle am Backnanger Stadtrand sein Herzensort sein soll. Er sei mit der Bundesstraße 14 freilich „nicht verheiratet“, sagt er schnell – was vermutlich bedeuten soll, dass es für ihn nur einen wirklichen Herzensort gibt: den an der Seite seiner Gattin. Die B-14-Baustelle stehe allerdings – erstens – für eins der wichtigsten Großprojekte im Wahlkreis und – zweitens – sinnbildlich für seine Arbeit als Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode des Bundestags sei es gelungen, den kompletten Neubau der Hauptverkehrsader bis zum sogenannten Autobahnzubringer in Richtung Ludwigsburg zu finanzieren. Dieser Erfolg sei nicht zu erwarten gewesen.

Er könnte in Pension gehen – wird Barthle aber nicht

Barthle hatte vor ziemlich genau zweieinhalb Jahren von der Bundeskanzlerin Angela Merkel angeboten bekommen, Staatssekretär zu werden. Er habe damals ohne lange darüber nachdenken zu müssen sofort angenommen. Obgleich, wie Barthle an diesem Mittag am Rande der Baustelle einräumt, der Posten, den er vorher bekleidet hatte, womöglich ein noch einflussreicherer gewesen sei: Chefhaushälter der großen und mächtigen CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Damals, erzählt Barthle augenzwinkernd, sei er stets ausgesprochen höflich von allen Ministern gegrüßt worden. Denn jeder im Parlament wusste: Der Norbert Barthle hat, wenn es ums Geld geht, oft ein gewichtiges Wort mitzureden.

Der Staatssekretär ist jetzt 65 Jahre alt. Er könnte also in Pension gehen – das hat er kürzlich sogar schriftlich bekommen, vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Barthle hat früher im Landesdienst gearbeitet, er werde zum 1. August in den Ruhestand versetzt, hieß es in dem freundlichen Brief aus Stuttgart. Barthle freilich hat postwendend abgewunken. Er hatte längst beschlossen, dass er es noch mal wissen will. Er möchte den Wahlkreis wieder gewinnen, und am liebsten würde er auch in der kommenden Legislaturperiode wieder als Staatssekretär im Verkehrsministerium arbeiten, in einer CDU-geführten Bundesregierung.

Alternative Antriebe und Radverkehr

Er sei gesund und fit, würde sich als Pensionär vermutlich schnell langweilen, habe sich jetzt erst so richtig eingearbeitet in die Verkehrspolitik und wolle sich weiter um die angefangenen Baustellen kümmern. In den nächsten Jahren sei es wegen der sprudelnden Steuereinnahmen möglich, viel Geld für Infrastrukturprojekte auszugeben – und trotzdem keine zusätzlichen Schulden zu machen.

Eine CDU-geführte Regierung werde sich um bessere Versorgung mit schnellem Internet kümmern, speziell in den Gemeinden im ländlichen Raum. Zwei Themen, die bis vor kurzem keine übergroße Rolle gespielt hätten, stünden nun ganz oben auf der Agenda seines Ministeriums: alternative Antriebe und Radverkehr. „Für Radfahrer haben wir mehr getan als alle vorherigen Regierungen.“ Künftig stünden jährlich rund 130 Millionen Euro für den Bau von Radwegen zur Verfügung. Es sei geplant, Lastenfahrräder zu fördern. Pedelecs, Räder mit Elektrounterstützung, sollten künftig eine wichtige Rolle spielen, speziell im Berufsverkehr.

Barthle sagt, die CDU wolle den Mittelstand fördern, die Steuern für alle senken und ein Baukindergeld einführen. Er sagt, Deutschland brauche ein modernes Einwanderungsgesetz, gelernte Fachkräfte sollten gezielt angeworben werden. Schließlich kommt er im Gespräch aber zurück zu einem Lieblingsthema: Die Zukunft der Antriebstechnik für Autos sehe er beim Wasserstoffmotor.

Über Norbert Barthle

Persönlich: Norbert Barthle, Jahrgang 1952, ist in Schwäbisch Gmünd aufgewachsen und in die Schule gegangen. Er ist verheiratet, und hat zwei Söhne, Julian (25) und Jonas (21). Barthle lebt in Schwäbisch Gmünd-Lindach.

Politisch: Barthle ist 1990 in die CDU eingetreten. Seit 1998 ist er direkt gewählter Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Backnang-Schwäbisch Gmünd, er war Mitglied des Haushaltsausschusses, später haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Seit 2015 ist Barthle Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Den Vorsitz des CDU-Kreisverbands Ostalb und das Vizepräsidentenamt des Kuratoriums Sport und Natur hat er 2015 abgegeben. Er ist stellvertretender Vorsitzende des CDU-Landesgruppe.

Beruflich: Der Sportler, Sport- und Deutschlehrer wollte nach einem Praktikum in der Sportredaktion des Süddeutschen Rundfunk (SDR) zunächst Sportjournalist werden. Dann indes wurde er doch Gymnasiallehrer. Später war Barthle Pressesprecher beim Kultusministerium in Stuttgart.

Fünf Fragen, fünf Tweets

Wir haben die Bundestagskandidaten aufgefordert, die Fragen im Stil der Internet-Kurznachrichten-Plattform Twitter zu beantworten. Dort sind für eine Nachricht maximal 140 Zeichen erlaubt.

1) In fünf Jahren kommt der Strom in meiner Steckdose aus ... ...überwiegend erneuerbaren oder CO2-armen Energiequellen. Gleichzeitig muss er für Bürger und Unternehmen bezahlbar bleiben.

2) In fünf Jahren ist die Rente sicher, weil... ...wir das Rentensystem zukunftsfest gestalten. Vor allem gilt aber weiterhin: Gute Arbeitsplätze sichern auch gute Renten.

3) In fünf Jahren ist das Feinstaubproblem in Stuttgart... ...durch emissionsärmere Autos und zunehmend auch durch Elektromobile zufriedenstellend gelöst.

4) In fünf Jahren sind Flüchtlinge im Rems-Murr-Kreis... ...gut integrierte Mitbürger oder in ihre Heimat zurückgekehrt, weil die Fluchtgründe weggefallen sind.

5)Schon heute würde ich an Donald Trump gerne Folgendes twittern: „Twittere nicht alles, was Du denkst; aber denke, bevor Du twitterst!“