Ausgebootet? Die CDU-Bundestagsabgeordneten Karin Maag (links) und Stefan Kaufmann (daneben) Alexander Kotz (hinten), Fraktionschef im Stuttgarter Gemeinderat Foto: Michael Steinert

Trotz des Votums für einen externen OB-Kandidaten hält sich CDU-Kreischef Kaufmann alle Optionen offen. Doch wie reagieren die Bundestagsabgeordnete Karin Maag und CDU-Fraktionschef Alexander Kotz auf die Ausbootung?

Stuttgart - Nach der Entscheidung der parteiinternen Findungskommission, einem externen Bewerber für die OB-Kandidatur in Stuttgart den Vorzug zu geben, gibt es in der Stuttgarter CDU Diskussionen über das Verfahren. Nach Informationen unserer Zeitung hatte sich das Gremium zu Wochenbeginn auf ein Vorgehen verständigt, das das faktische Aus für die Ambitionen der Lokalmatadore Stefan Kaufmann, Alexander Kotz und Karin Maag bedeutet. Informiert wurden die drei allerdings zunächst nicht darüber.

CDU-Lokalmatadore geben sich wortkarg

Erst durch den Bericht unserer Zeitung erfuhr das Trio davon, dass man ihm offenbar keine Siegchancen beim Wahlgang im November einräumt. Dementsprechend einsilbig gaben sich die Aspiranten dann auch am Tag nach der Veröffentlichung. Die Bundestagsabgeordnete Karin Maag sagte, sie nehme die Entscheidung der Findungskommission „zur Kenntnis“. Alexander Kotz erklärte, er habe immer gesagt, man solle den besten CDU-Kandidaten für Stuttgart nominieren, „wer auch immer das dann letztlich ist“.

Und Stefan Kaufmann, Chef der Kreispartei und ebenfalls Abgeordneter in Berlin? Er hält sich offenbar noch alle Optionen offen, hat aber weiterhin seine Absicht zu kandidieren nicht offiziell erklärt. Aus seinem Umfeld verlautete, er habe die Berichterstattung mit Verwunderung aufgenommen. Der Beschluss der Findungskommission könne aus seiner Sicht nicht als „Festlegung“ oder Ausbootung interpretiert werden. Vielmehr bleibe es beim dem vom CDU-Kreisvorstand beschlossenen Verfahren, den CDU-Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeister auf einem Parteitag am 21. März zu nominieren. Das klingt nicht nach Rückzug oder Aufgeben.

Fünf Rathauschefs im Rennen

Der Vorsitzende der Findungskommission, Roland Schmid war zwar ebenfalls überrascht darüber, dass die Information durchgesickert war. Er hat aber die Stuttgarter Interessenten mittlerweile telefonisch darüber unterrichtet, dass die Kommission nun in vertiefende Gespräche mit den öffentlich gehandelten Oberbürgermeistern aus dem Land eintreten werde. Schmid legt freilich Wert auf die Feststellung, dass keiner dieser Kandidaten aus dem Rennen sei: „Die Kommission hat bisher keinerlei Präferenzen, alle fünf bisher genannten Bewerber könnten das.“ Als OB-Kandidaten gehandelt werden bisher die Rathauschefs Frank Nopper (Backnang), Stephan Neher (Rottenburg), Richard Arnold (Schwäbisch Gmünd), Julian Osswald (Freudenstadt) und zuletzt Hartmut Holzwarth (Winnenden). Neher hatte bisher als Einziger offensiv Interesse an einer Kandidatur angemeldet, am Freitag hat nun auch Holzwarth offiziell bekannt gegeben, dass er für das CDU-interne Auswahlverfahren zur Verfügung stehe. Gleichwohl bedeutet das Prozedere auch ein Risiko für die Union, deren Wahlchancen sich nach der überraschenden Rückzugsankündigung von OB Kuhn zu Jahresbeginn eigentlich verbessert haben. Sollte Kaufmann entgegen dem Votum der Findungskommission doch ins Rennen gehen, droht der Partei eine neuerliche Zerreißprobe wie schon 2012. Damals hatten Kaufmanns innerparteiliche Opponenten den früheren CDU-Landesminister Andreas Renner in eine Kampfkandidatur gegen den vom Kreisvorsitzenden entdeckten parteilosen Werbeprofi Sebastian Turner geschickt, dem Renner freilich – nicht zuletzt wegen eines von ihm zu Unrecht geführten Mastertitels – am Ende deutlich unterlag. Das wirkt bis heute in der Union nach.

Kritik: Demontage des Kreischefs schadet der CDU

Aber auch eine Demontage des Parteichefs, dem öffentlich das Charisma und die Eignung für den Kandidatenjob abgesprochen werden, trage nicht zur Einheit in der Union bei, sagen Kaufmanns Anhänger. Und selbst bei Grünen-Anhängern finden Kaufmanns Ambitionen Zuspruch: Auf Facebook wird er etwa als „angenehmer und kluger Mensch“ gelobt.

Ein vehementes Interesse an einem Kandidaten, hinter dem sich die CDU geschlossen versammeln kann, dürfte auf jeden Fall die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im kommenden Jahr haben: Die frühere Stuttgarter Schulbürgermeisterin und heutige Kultusministerin Susanne Eisenmann galt lange als parteiinterne Widersacherin Kaufmanns. 2011 war sie gegen ihn bei der Wahl zum CDU-Kreisvorsitzenden unterlegen, 2012 hatte sie sich für eine OB-Kandidatur Renners stark gemacht. Für Eisenmann wäre ein CDU-Erfolg bei der OB-Wahl in Stuttgart Rückenwind für den Landtagswahlkampf. Eine Niederlage dagegen hätte für sie die Wirkung eines Bremsfallschirms.