Ein Waschbär auf Erkundungstour – dieses Exemplar ist noch nüchtern. Foto: picture alliance / dpa

Im Herbst erliegen die Tiere der Verlockung gegorener Früchte. Danach sind die Waschbären betrunken und müssen ihren Rausch ausschlafen.

Ottawa - Waschbären sind eigentlich nachtaktive Tiere. Nun aber werden sie in Stittsville, einem Vorort der kanadischen Hauptstadt Ottawa, auch tagsüber gesehen. Sie torkeln durch die Gärten und legen sich dann nieder – um ihren Rausch auszuschlafen. Es sind offensichtlich betrunkene Waschbären. Emily Rodgers hatt einen Waschbär in ihrem Garten beobachtet. „Er konnte sich kaum bewegen. Er schwankte und hatte Mühe aufzustehen“, schilderte sie am Freitag im Morgenmagazin des kanadischen Rundfunks CBC in Ottawa. Schließlich rief sie die Stadtverwaltung an, und Mitarbeiter der Stadt kamen und nahmen das Tier mit. Julie Fong, eine anderen Bewohnerin von Stittsville, erlebte etwas Ähnliches. Ein Mitarbeiter der Stadt kam zu ihr und bat um Zugang zu ihrem Garten. Nachbarn hatten die Stadt angerufen und von einem Waschbärenberichtet, der offenbar betrunken war. „Ein betrunkener Waschbär schlief unter meiner Veranda.“

„Die Früchte können in der Hitze fermentieren“

Michael Runtz, Biologie-Professor an der Carleton University in Ottawa, ist davon überzeugt, dass die Tiere fermentierte Früchte fressen und der Alkohol ihnen zusetzt. „Die Früchte können in der Hitze fermentieren und die Jungs werden ein bisschen beschwipst“, sagt er dem CBC. Die Obstbäume trugen in diesem Jahr reiche Frucht und Obst fiel auf den Boden, wo es in der Hitze gärte. Für die Waschbären war die Verlockung zu groß, die Früchte liegen zu lassen.

Berichte von betrunkenen Vögeln

In den vergangenen Jahren hatten immer wieder Berichte von betrunkenen Vögeln Schlagzeilen gemacht. Sie hatten Probleme beim Fliegen oder fielen sogar vom Baum, wie es der Vogelbeobachter und Fotograf Dennis Fast in einer Gemeinde der Provinz Manitoba im vergangenen Herbst beobachtet hatte. Vermutlich waren fermentierte Beeren die Ursache. Die Gefahr, dass die Vögel gegen Fenster fliegen, steigt dadurch. Tierschützer empfehlen, Rollos oder Gardinen zu schließen, damit die Vögel die Fenster erkennen. In Ottawa empfiehlt der Biologe Runtz denen, die betrunkene Waschbären in ihren Gärten sehen, der Natur ihren Lauf und die Tiere schlafen zu lassen. „Versucht nicht, ihnen Kaffee zu geben, damit sie wieder nüchtern werden“, meint er scherzend.