Die Gitxsan sind bekannt für ihre Schnitzereien. Foto: Bort

Besuch bei den Gitxsan im Nordwesten Kanadas: Das Indianervolk besinnt sich auf seine alte Kultur und hat das Museumsdorf ’Ksan rekonstruiert.

’Ksan - So romantisch der Name des Indianervolks in British Columbia, Kanada, auch klingt, so abgeschieden und naturnah ist die idyllische Landschaft ihres Siedlungsgebietes. Abgelegen von den Routen der Einwanderer konnten die sesshaften Indianer ihre Kultur lange erhalten. Im Gebiet des Zusammenflusses von Skeena und Bulkley River gab es alles, was man zum Leben braucht: frisches Wasser, Fische, Wild, Beeren und Holz. Im Sommer streiften die Indianer umher und legten ihre Vorräte an, im Winter lebten sie in Langhäusern aus Zedernholz in Gemeinschaften zusammen. Nach Jahren der Unterdrückung besinnen sich die Gitxsan nun wieder auf ihre Wurzeln und ihre Kultur.

Inmitten ihres angestammten Siedlungsgebiets haben sie ein Dorf mit traditionellen Gebäuden und einem Museum rekonstruiert. Drei der Häuser des Dorfes ’Ksan dürfen besucht werden, sie entführen die Besucher in eine andere Welt. Durch eine niedrige Tür betritt man das große Gebäude. Eine Innenfläche, in der die gemeinsame Feuerstelle angelegt ist, wird von einem durchgehenden breiten Holzpodest umgeben. Darauf lebten im Winter die Familien mit bis zu 60 Personen. Der Häuptlingsfamilie blieb die Stirnfläche, dem Eingang gegenüber, vorbehalten. Eine Audiovision versetzt den Besucher mitten in das bunte Treiben eines der traditionellen Feste der Gitxsan. Im Wolf House findet ein Fest statt, man taucht ein in das Stimmengewirr, Gelächter, Trommeln. Neue Besucher tasten sich durch die niedrige Tür in den dämmrigen Raum.

Die Gitxsan sind in vier Klans gegliedert

Sie erwartet eine besondere Begrüßung: Beim Betreten wackelt die Holzplatte unter ihren Füßen, die Eintretenden kämpfen ums Gleichgewicht. Die Gastgeber haben sich einen Schabernack erlaubt. Die Holzplatte direkt vor der Tür wird von zwei Männern, die unter dem Podest sitzen, kräftig durchgerüttelt. Wer fällt, trägt nicht nur zur Belustigung bei, sein Klan richtet auch das nächste Fest aus. Feste sind ein wesentlicher Bestandteil der Gitxsan-Kultur, denn Stammesangelegenheiten und ererbte Privilegien werden in traditionellen Festen bestätigt und gemeinschaftlich geteilt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Feste durch Regierungsvertreter verboten und erst 1951 wieder erlaubt. Dank der Abgeschiedenheit der Gegend hat sich jedoch niemand an das Verbot gehalten, die Feste wurden weiterhin heimlich gefeiert. Die Gitxsan sind in vier Klans gegliedert und im Museumsdorf ’Ksan je mit einem traditionellen Langhaus vertreten.

Neben dem Wolf-Klan gibt es den Adler-, Frosch- und Feuerholz-Klan. Es herrscht das Matriarchat, das heißt, die Zugehörigkeit zu einem Klan richtet sich nach der mütterlichen Linie, die Klans werden von Frauen geführt. Auch heute spielen die Klans, etwa bei der Wahl des Ehepartners, eine große Rolle. „Als Mitglied des Wolf-Klans werde ich meinen Mann aus einem der anderen Klans suchen“, sagt die junge Gitxsan-Führerin überzeugt. Aufgrund kultureller Tabus ist es in den Häusern verboten zu fotografieren. Einige Indianer sprachen sich sogar für ein völliges Besuchsverbot aus, denn Erhalt und Pflege der Kultur sind eine wesentliche Aufgabe des Museums. Die ausgestellten Gegenstände befinden sich nach wie vor in Familienbesitz. Die Trommeln, Masken und Kleidungsstücke werden bei den öffentlichen Aufführungen der ’Ksan Performing Arts Group im Sommer jede Woche verwendet

. Das Kulturzentrum ist besonders für die heute in der Gegend um das Museumsdorf lebenden etwa 3500 Gitxsan von Bedeutung. Neben den Tanzaufführungen, die in einem der Langhäuser stattfinden, befindet sich in einem der Gebäude eine Werkstatt für traditionelle Seidensiebdrucke. Zudem gibt es eine Kunstschule für Schnitzerei, in der in einer vierjährigen Ausbildung Schnitzer für Totempfähle und Masken ausgebildet werden. Zahlreiche historische Totempfähle im Gebiet der Gitxsan stehen für die Vergangenheit des Volkes, sie stellen die Wahrzeichen des jeweiligen Klans dar. Ein Schnitzer arbeitet an einem neuen Totempfahl. „Ich habe meinen Lehrerberuf nach 20 Jahren aufgegeben und widme mich nun ganz dem Schnitzen. Es ist wichtig, dass wir unsere Traditionen erhalten.“ Auch der Pfahl erzählt die Legenden des Klans weiter und wird mit einem großen Fest eingeweiht werden.

Infos zu Kanada

Anreise
Mit Lufthansa, www.lufthansa.com , oder Air Canada, www.aircanada.com , von Frankfurt nach Vancouver, Direktflug ab 910 bis ca. 1000 Euro. Von Vancouver dann mit Air Canada nach Smithers ab 360 Euro, jeweils Hin- und Rückflug - oder wer mehr vom Land sehen möchte, mit Mietwagen oder Camper über Highway 99 oder 1, Cariboo Highway 97 und Yellowhead Highway 16 nach Nordwesten.

Unterkunft
Bulkley Valley Motel in New Hazelton, 444 Hwy 16, Box 6, New Hazelton, BC, Kanada, http://bvmotel.ca/ . Gemütliches DZ ohne Frühstück rund 80 Euro. In Smithers gibt es eine deutlich größere Auswahl an Unterkünften, etwa Stork Nest Inn, 1485 Main Street, V0J 2N0 Smithers, www.storknestinn.com , DZ mit Frühstück 75-79 Euro.

Allgemeine Informationen
www.hellobc.com , www.canadatourism.com

Sehenswert/Ausflüge
Tour in der Umgebung zu über 50 Totempfählen oder mit den Skeena-Eco-Expeditions eine Rafting- oder Angel-Tour auf dem Skeena River unter indianischer Führung unternehmen, www.kispioxband.com/businesses/skeena-eco-expeditions . Bei der Weiterfahrt nach Norden über den Highway 37, Stewart-Cassiar, lohnt ein Abstecher vorbei an den traumhaften Gletschern nach Hyder (Alaska) und von dort über eine ungeteerte, steile Straße ca. 37 km zum Salmon Glacier.

Mit etwas Glück kann man dort auch Bären beobachten. Bei einer Rundfahrt nach Süden bietet sich die Fähre von Prince Rupert nach Port Hardy an, dann auf Vancouver Island zurück nach Vancouver. Empfehlenswert ist auch, die Termine der Tanzaufführungen der ’Ksan Performing Arts Group zu erfragen und, wenn möglich, diesen Tag für den Aufenthalt im Museumsdorf einplanen, E-Mail: ksan@ksan.org

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