Werner Spec (links) zeigt Präsenz – wie hier mit Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Foto: factum/Simon Granville

Seit der Ludwigsburger OB Werner Spec einen ernstzunehmenden Herausforderer hat, glänzt er mit Präsenz bei vielen Terminen. Mit Matthias Knecht führt er einen Fernwahlkampf – der glänzt als Sportpolitiker.

Ludwigsburg - Eigentlich ist der OB-Wahlkampf noch gar nicht eröffnet. Die Bewerbungsfrist läuft bis Anfang Juni, und Matthias Knecht hat offiziell seine Kandidatur noch gar nicht eingereicht. Aber natürlich steht alles, was er nun öffentlich unternimmt unter verschärfter Beobachtung – ebenso wie Werner Spec. Es herrscht Fern-Wahlkampf. Der Oberbürgermeister zeigt Präsenz. Vergangene Woche hat er das neue Ausgabeterminal für Pässe eingeweiht, ist über die BRT-Trasse spaziert, hat ein Werkstattgespräch über nachhaltigen Konsum veranstaltet, den Radweg Marbacher Straße und einen Kindergarten eingeweiht. Am Mittwoch stellt er das Chormusical „Martin Luther King“ in der MHP-Arena vor und die grüne Welle für Feuerwehrfahrzeuge. Termin auf Termin.

Und Matthias Knecht? Nun, er hat einige knifflige Fragen als Vorsitzender des Stadtverbandes Sport zu klären. Etwa die, wie viel schwimmsporttreibende Vereine an Zuschüssen bekommen, wenn sie für Erwachsene Angebote machen. Im Sozialausschuss des Gemeinderates führt dies zu einer erregten Debatte. Am Ende setzt sich die Forderung seines Stadtverbandes Sport vor: 80 Prozent der Kosten trägt die Stadt. „Ich bin froh, dass wir diese zukunftsorientierte Lösung gefunden haben“, sagt Matthias Knecht strahlend.

Die Stadträte packen das Orakel aus

Dann geht es ins Detail: Wie sollen die neuen Sporthallen in Oßweil und der Oststadt ausgestattet werden? Und wie groß die in Poppenweiler werden? Es ist Wahlkampf, die Fraktionen profilieren sich. Die Freien Wähler wünschen sich in seltener Koalition mit SPD und FDP die Halle in Poppenweiler so groß, dass dort Wettkämpfe ausgefochten werden können. Knecht ist zum Zuschauen verdammt. Und lauscht einer unterhaltsamen Debatte.

Gabriele Seyfang (CDU) etwa, ihres Zeichens Vorsitzende des Stadtverbands Musik, verwechselt die Titulierungen: „Als Vorsitzende des Stadtverbandes Sport ... habe ich Sport gesagt?“ In die Heiterkeit hinein ruft Matthias Knecht, der dieses Amt innehat: „Das ehrt uns, das ehrt uns!“ Und ein Stadtrat orakelt mitten in die Fröhlichkeit hinein: „Das könnte ja bald der Fall sein.“ Wenn denn Knechts Amt frei würde, wenn er Rathauschef wäre ...

Alle überbieten sich im Wahlkampf mit Wohltaten

Oder Hubertus von Stackelberg (SPD), einst ein Basketball-Nationalspieler, will in der Hallendebatte das Heft des Handelns ergreifen: „Wir übernehmen den Beschlussvorschlag Variante drei, können wir so abstimmen?“ Das ruft binnen Sekunden den Vize-Bürgermeister Konrad Seigfried auf den Plan: „Moment Mal, die Verhandlung hier führe ich!“ So überbieten sich die Fraktionen damit, sechs Wochen vor der Kommunalwahl Wohltaten anzupreisen. Selbst die sonst so sparsamen Freien Wähler in Person ihres Chefs Reinhardt Weiss entdecken ihr Herz für Poppenweiler – und rechnen großzügig: „Das sind nur 20 Millionen für die drei Hallen, das habe ich mal ausgerechnet.“ Seigfried bekommt Schnappatmung: „Das ist ausgesprochen optimistisch, ich habe auch mal gerechnet.“

Am Ende schmunzelt Knecht tatsächlich – als Vorsitzender des Stadtverbandes Sport. Zumindest in dieser Rolle kann er schon einige Erfolge vorweisen.