Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan: ihr Deal zur Einrichtung einer Pufferzone in der syrischen Provinz Idlib droht zu scheitern. Foto: POOL

Die Weigerung der radikalen Rebellen, ihre Waffen aus der Pufferzone rund um das nordsyrische Idlib zu entfernen, bringt vor allem den türkischen Staatschef Erdogan in die Bredouille. Er hat sich offenbar verkalkuliert, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Nur Fantasten können geglaubt haben, dass die radikalen Dschihadisten ihren Platz in der syrischen Pufferzone um Idlib kampflos räumen. Diese Rebellen sind zu allem entschlossen – auch wenn es der Untergang ist. Wer von ihnen nicht allzu verblendet ist, weiß, dass man der Übermacht syrischer und russischer Truppen nicht standhalten kann. Doch eine andere Perspektive als den Kampf sehen sie nicht. Ihr Beharren spielt Diktator Assad, der sich längst als Kriegsgewinner sieht, in die Karten. Er will mit einer Offensive auf Idlib endgültig Klarheit schaffen. Ein Blutvergießen unter der Zivilbevölkerung und eine neuerliche Massenflucht nimmt er dabei in Kauf.

Muss Erdogan die Rebellen selbst bekämpfen?

Scheitert der Deal des türkischen Staatschefs mit Wladimir Putin, wäre dies auch ein Beleg, dass Ankaras starker Mann sich übernommen hat. Erdogans Einfluss auf die Rebellengruppen ist geringer, als er es gerne sähe. Nun wird der Druck Moskaus und Teherans wieder wachsen. Erdogan müsste die radikalen Dschihadisten isolieren und gemeinsam mit gemäßigten Rebellen bekämpfen. Dass sich da sauber trennen lässt, ist unwahrscheinlich. Damit geriete Erdogan in die Sackgasse: Er hätte den Konflikt in Form von neuem Terror ins eigene Land geholt, aber wenig erreicht mit seiner Invasion. Der Mangel an einer schlüssigen Strategie würde bitter bestraft.