Die Kritik an der geplanten Schließung von Notfallpraxen im Südwesten ist seit Tagen groß - auch im Sozialausschuss des Landtags reißt der Unmut nicht ab.
Die Opposition im Landtag hat die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) erneut dazu aufgerufen, ihre Pläne zur Schließung von 18 Notfallpraxen zu überdenken. „Wir wollen eine Änderung des Standortkonzeptes“, sagte die SPD-Abgeordnete Dorothea Kliche-Behnke in einer Sitzung des Sozialausschusses im Landtag in Stuttgart.
Der FDP-Abgeordnete Jochen Haußmann forderte einen Notfallgipfel, auch um Auswirkungen des Konzeptes zu diskutieren. „Voraussetzung dafür ist, dass die Reform erst einmal nicht umgesetzt wird“, sagte Haußmann. Das letzte Wort dürfe noch nicht gesprochen sein.
Die stellvertretende Vorsitzende der KVBW, Doris Reinhardt, verteidigte die Schließungspläne in der Sitzung und betonte, man müsse wegen des Personalmangels handeln. Man werde aber keine Patienten alleine lassen. Als Ersatz für die wegfallenden Standorte sollen etwa die verbleibenden Standorte gestärkt werden. Zudem will die KVBW die Telemedizin ausbauen.
Acht Praxen sind bereits geschlossen
Die KVBW hatte angekündigt, 18 Standorte in Baden-Württemberg schließen zu wollen. Acht Praxen hatte die KVBW bereits im Laufe des Jahres dauerhaft geschlossen. Umgesetzt werden sollen die Schließungen schrittweise ab April 2025.
Künftig soll laut KVBW im Land gelten, dass 95 Prozent der Patienten innerhalb von 30 Fahrminuten eine Notfallpraxis erreichen sollen, alle anderen innerhalb von maximal 45 Minuten. Zudem sei vorgesehen, dass es nur noch Standorte in Verbindung mit einem Krankenhaus mit Notaufnahme gebe.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst hilft weiter, wenn der Hausarzt nicht geöffnet hat - etwa bei einer schweren Erkältung oder starken Bauchschmerzen.