Wenn ihr Schrittzähler nicht genügend Schritte anzeigt, dreht Bettina Frank noch eine Runde am Neckar entlang Foto: factum/Granville

Viel bewegen, gesund essen und reden – Bettina Frank will mit Hilfe von Experten ihr Übergewicht in den Griff bekommen. Wir begleiten sie bei ihrem steinigen Weg zum Wohlfühlgewicht.

Stuttgart - Die frühlingshaften Temperaturen haben die sonst so friedliche Straße am Neckar in Remseck in eine Rennstrecke verwandelt: Fahrradfahrer, Inlineskater, Skateboard-Fahrer und Jogger versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Unter ihnen ist auch Bettina Frank, die unbeeindruckt von den vielen anderen Sportlern um sie herum mit ihren Walking-Stöcken die Strecke läuft. „Ich brauche heute noch ein paar Schritte“, sagt sie. Denn die 44-Jährige hat sich einen Schrittzähler gekauft, durch den sie kontrollieren kann, ob sie auf die optimalen 10 000 Schritte pro Tag kommt. „Wenn der Schrittzähler abends noch nicht genügend Schritte anzeigt, nehme ich meinen Kindern alle möglichen Aufgaben im Haushalt ab, nur um noch etwas Bewegung zu haben“, sagt sie mit einem Lachen.

Nachdem sie und ihre Familie von der Grippewelle erwischt wurden, musste Bettina Frank erst einmal wieder zu alter Form zurückfinden. „Wenn die Kondition nur so schnell wieder da wäre, wie sie ohne Sport weg ist“, sagt sie mit einem Seufzen. Mit Hilfe des Schrittzählers will sie nun ihre körperliche Aktivität auch im Alltag erhöhen – eine Empfehlung des Programms Mobilis, an dem sie seit über zehn Monaten teilnimmt. Die Stuttgarter Mobilis-Gruppe hat die letzte Stufe des insgesamt ein Jahr dauernden Programms bereits erreicht. Nun müssen sich die Teilnehmer darauf vorbereiten, wie sie in einem Monat ohne die Hilfe der Experten und die Gruppensitzungen zurecht kommen. Die Sporteinheiten, die Bettina Frank geholfen hatten, sich regelmäßig zu bewegen, sind zu ihrem Leidwesen bereits vorbei. „Am Anfang des Programms war ich gezwungen, zu festen Terminen zweimal die Woche Sport zu machen“, sagt sie. Auch bei schlechtem Wetter war sie gemeinsam mit den anderen Teilnehmern und Trainer Martin Stengele unterwegs, denn die Sportstunden fielen unter keinen Umständen aus. Außerdem habe es ihr gut getan, in einer Gruppe von Leidensgenossen mit dem Training zu beginnen, statt von „lauter Gazellen“ umgeben zu sein wie es im Fitnessstudio oft der Fall ist, sagt sie.

„Die besondere Herausforderung liegt darin, einen Weg zu finden, der zu einem passt und wirksam ist“, sagt auch Diplom-Psychologe Ralf Engelmann, der die Mobilis-Gruppe berät. Bettina Frank hat ihren Weg gefunden. Denn auch wenn sie sich bei schönem Wetter ab und zu unter die Sportler am Neckar mischt, kann sie dem Laufen nicht viel abgewinnen: „Alleine vor mich hin zu walken macht mir einfach keinen Spaß.“

Ein anderer Sport passt dagegen viel besser zu der geselligen Frau: Zumba. „Ich habe mich lange nicht getraut, einen Zumba-Kurs zu besuchen, weil ich nicht wusste, ob meine Kondition reicht.“ Doch mittlerweile sei sie begeistert davon, wie viel Spaß sie an der Mischung aus Aerobic und Tanzelementen habe. Ein weiterer Vorteil: „Die Kurse finden dreimal die Woche statt und ich bin wieder gezwungen, feste Termine einzuhalten.“

Mit ihrer Strategie liegt sie genau richtig, geht man nach den Mobilis-Empfehlungen. Denn auch die Experten kennen Rückschläge: „Sich immer wieder neu zu motivieren, bleibt wohl für jeden Menschen eine Herausforderung“, sagt Sporttherapeut Martin Stengele. Durch sein eigenes Ausdauertraining habe er gelernt, dass man trotz Rückschlägen und Trainingspausen immer wieder von Neuem beginnen kann, „man muss dabei nur ehrlich zu sich selbst bleiben“. Bettina Frank setzt kleine Hilfsmittel ein, um sich selbst nichts vorzumachen.

Durch den Schrittzähler hat sie Kontrolle darüber, ob sie sich im Alltag auch wirklich genügend bewegt. Und auch bei der Ernährung ist sie wieder dazu übergegangen, sich alle Mahlzeiten zu notieren: „Dadurch mache ich mir wieder bewusst, was ich den ganzen Tag zu mir nehme.“ Oft vergesse sie sonst, auch genügend über den Tag verteilt zu trinken.

Nach zehn Monaten hat Bettina Frank die inzwischen abgenommenen 13 Kilo halten – aber nicht weiter reduzieren können. Doch wichtig ist, dass sie nicht aufgegeben hat. „Wer das Programm durchgehalten hat, beweist damit eine hohe Motivation, den Lebensstil zu ändern“, sagt Engelmann. Dies sei eine vielversprechende Ausgangsbasis für einen dauerhaften Erfolg.

„Es ist anstrengend und zeitintensiv, aber ich fühle mich insgesamt fitter“, sagt Bettina Frank. Bis zum Ende des Programms hat sie sich aber noch ein Ziel gesetzt: „Zwei Kilos sollen noch purzeln.“

Lesen Sie über Bettina Franks Kampf gegen Kilos auch im Netz unter: www.stn.de/kampfgegenkilos