Anklagend zeigt US-Präsident Donald Trump bei einer Rede in Pennsylvania auf die anwesenden Pressevertreter und diffamiert sie vor seinen Anhängern einmal mehr als Lügner. Foto: dpa

Donald Trump macht einmal mehr klar, dass er die freie Berichterstattung für seinen Gegner hält. Auf einer Kundgebung diffamiert der US-Präsident unter dem Jubel seiner Anhänger kritische Medien. Im Weißen Haus wehren sich die Journalisten.

Wilkes-Barre - US-Präsident Donald Trump hat seine Attacken auf Journalisten noch einmal verschärft. Die Medien verbreiteten „Fake, Fake disgusting News“ - „widerliche Falschmeldungen“, rief Trump bei einer Wahlkampfkundgebung im US-Staat Pennsylvania. In seiner Rede warf er der Presse wiederholt vor, seine Leistungen unter Wert zu verkaufen und seinen politischen Aufstieg infrage zu stellen. Jeden Seitenhieb auf die Medien quittierte die Menge in der Arena in der Kleinstadt Wilkes-Barre mit Jubelrufen, zustimmend schrien viele Zuhörer die im hinteren Bereich arbeitenden Pressevertreter an.

Pennsylvania hatte Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016 gegen seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton gewonnen. Es war das erste Mal seit 1988, dass ein Republikaner den Staat im Nordosten der USA für sich verbuchen konnte. Bei den im November anstehenden Zwischenwahlen geht es um einen von einem Demokraten gehaltenen Senatssitz für Pennsylvania, auf dem der US-Präsident gerne den republikanischen Bewerber Lou Barletta sehen würde. Barletta gilt als ergebener Trump-Anhänger.

Neue Schimpftiraden

Doch das Rennen zwischen ihm und dem demokratischen Amtsinhaber Bob Casey schien in Trumps Ansprache vom Donnerstag nur eine Nebenrolle zu spielen. Stattdessen dominierten Schimpftiraden auf die Medien. „Was ist mit der freien Presse passiert? Was ist mit ehrlicher Berichterstattung passiert“, fragte Trump - und deutete auf die hinten sitzenden Journalisten. „Sie berichten es nicht. Sie erfinden nur Geschichten.“

Die Medien hätten die Ergebnisse seines Gipfeltreffens mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Singapur herabgesetzt, beklagte Trump. Bei seinem Treffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin in Helsinki hätten die Journalisten ihm harte Fragen gestellt. „Nur negative Geschichten von diesen Fakern dahinten“, sagte er weiter.

Schlagabtausch im Weißen Haus

Wenige Stunden vor Trumps Auftritt lieferte sich Regierungssprecherin Sarah Huckabee Sanders bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus einen heftigen Schlagabtausch mit Journalisten. Grund war ihre Weigerung, sich von der Behauptung des Präsidenten zu distanzieren, dass die Nachrichtenmedien „der Feind des Volkes“ seien. Darauf angesprochen, entgegnete sie, dass Trump „seinen Standpunkt klargemacht hat.“ Der Presse warf Sanders dann vor, Spannungen im Land zu befeuern.

„Soweit ich weiß, bin ich die erste Pressesekretärin in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die Schutz des Secret Services benötigt“, sagte sie. Zudem bezichtigte sie die Medien, „verbale Angriffe gegen den Präsidenten und jeden in seiner Administration“ zu führen.

Ivanka Trump denkt anders

Zuvor war Sanders von CNN-Reporter Jim Acosta gedrängt worden, zu der „Feind des Volks“-Äußerung Stellung zu beziehen. „Ich denke, es wäre eine gute Sache, wenn Sie hier jetzt sagen würden, ... dass in diesem Raum versammelte Leute nicht Feinde des Volkes sind“, sagte er.

Leise Kritik an Trumps Medienschelte kam am Donnerstag indes von dessen Tochter Ivanka. Sie sei selbst schon Ziel von Berichten gewesen, von denen sie wisse, dass sie „nicht völlig akkurat“ gewesen seien, sagte sie bei einem Event des Nachrichtenportals Axios. Sie könne daher die Verärgerung von Betroffenen verstehen, aber: „Nein, ich denke nicht, dass die Medien der Feind des Volkes sind.“