Der 83-jährige Heino gehört zu den Experten, die Wladimir Kaminer nach dem Klang des Landes befragt. Foto: imago images/Agentur Baganz/DB

Der „Russendisko“-Autor Wladimir Kaminer macht sich in einem Dreiteiler bei 3 Sat auf die Suche. Haben Deutschland, die Schweiz und Österreich einen spezifischen Sound?

Stuttgart - Eine interessante Frage: Wie klingt ein Land? Aber gibt es auch eine interessante Antwort darauf, eine andere als „vielstimmig“, „chaotisch“, „widersprüchlich“ oder eben „immer mehr wie die Spotify-Top-10“? Der Schriftsteller Wladimir Kaminer, vor über drei Jahrzehnten aus Russland nach Deutschland übersiedelt, hat die Probe aufs Exempel gewagt. Je eine Dreiviertelstunde lang will er uns beim Kultursender 3 Sat näherbringen, wie Deutschland, die Schweiz und Österreich heutzutage klingen.

Kaminer, Jahrgang 1967, ist 2000 mit dem Erzählband „Russendisko“ bekannt geworden, hat früher als DJ und Partymacher gejobbt und legt heute noch gern auf. Sein Zugang zu Musik und Musikern ist fast dröhnend begeisterungsfähig, freundlich, neugierig. Ihm gefällt fast alles, und wenn ihn mal was nicht vor Freude umhaut, glüht er vor Wohlwollen, dass die jeweilige Musik anderen besser behagt als ihm. Jedenfalls tickt so der joviale Herzensbär, den er vor der Kamera darstellt. Und er gibt keinen Anlass, da allzu große Verstellung zu vermuten.

Plauderei und Clownerie

In der Auftaktepisode „Kaminer inside: Wie klingt Deutschland?“ – alle drei Folgen laufen bei 3 Sat am Samstag ab 20.15 Uhr hintereinander weg – trifft der große Enthusiast den längst zum Phänomen eigener Art gewordenen Schlagerveteranen Heino, Klaus Meine von den Scorpions, den Sänger und Songwriter Mark Forster, Katrin Höpker, die Mitmachkonzerte anbietet, und in der Elbphilharmonie die Organistin Iveta Apkalna. Womit die Grundfrage schon beantwortet wäre. Es gibt nun mal keinen auf knackige Kurzthesen eindampfbaren Länderklang. Wer musikphilosophische Analysen erwartet, ist hier falsch, wer Kaminers Mixtur aus Plauderei und Clownerie mag, allerdings goldrichtig.

Man sieht das am besten als buntes, anlassloses Musikmagazin, als Talkshow – weshalb die beiden anderen Folgen auch interessanter sind als die deutsche. Man kennt die dort vorgestellten Musiker hierzulande vermutlich gar nicht – wie die Neuen Wiener Concert Schrammeln und Tini Kainrath. Oder kennt sie zwar, wie Dieter Meier vom Elektropop-Duo Yello, hört aber nicht so oft von ihnen wie von Heino.

Inside Kaminer: Wie klingt Deutschland? 3 Sat, Samstag, 20.15 Uhr. Bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar.