Kein guter Stammtischler, aber ein positiv denkender Mensch: das VfL-Kaltenstein-Urgestein Robert Bosch. Foto: Isabelle Müller

Für Robert Bosch, den Ehrenvorsitzenden des VfL Kaltental, ist Sport nicht mehr als ein Hobby.

Kaltental - Mit 18 Jahren Abteilungsleiter, später Kassenwart, erster Vorsitzender und Geschäftsführer, heute Ehrenvorsitzender – Robert Bosch hat den VfL Kaltental geprägt. Während seiner aktiven Zeit im Ringersport erkämpfte sich der heute 80-Jährige die Titel Württembergischer Meister und Deutscher Vize-Meister im Mittelgewicht. Als Trainer ist er lange Zeit ein Vorbild für die Kaltentaler Jugend gewesen. Besonders in den Jahrzehnten nach 1945 hat es kaum einen Jugendlichen gegeben, der nicht im VfL war.

Doch Karriere und Geld haben dem stolzen Kaltentaler, der im Februar seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, nie etwas bedeutet. Viele andere Vereine haben ihn als Sportler und Trainer umworben – ohne Erfolg. „Ich habe das Ringen immer nur als Hobby betrachtet. Für mich ist der Beruf vorgegangen“, sagt der Fernmeldetechniker. Sehr bald habe er bemerkt, dass es gar nicht sein Ziel sei, Deutscher Meister zu werden. Es genügte ihm, in den mittleren Ligen zu kämpfen. Auch wollte er weiteren Sportarten nachgehen. Seinen letzten Ringkampf hatte Bosch mit 50 Jahren, zehn weitere Jahre arbeitete er als Trainer. „Aber immer nur ehrenamtlich“, betont er. Dass das Geld im heutigen Sport eine immer größere Rolle spielt, widerstrebt ihm. Im Sport gehe es um Kameradschaft und den Umgang mit anderen. Man lerne, zu gewinnen und zu verlieren, „wobei Letzteres wichtiger ist.“

Man solle sich an dem freuen, was man kann

Robert Bosch kennt viele Anekdoten, die er gern mit einer großen Prise Humor zum besten gibt. „Ich freue mich, dass meine Erfolge so gekommen sind, aber stolz bin ich nicht“, sagt Bosch und winkt ab. „Eher bin ich darauf stolz, dass ich ein positiv denkender Mensch bin.“ Man solle nicht dem nachjammern, was man nicht mehr kann, sondern sich an dem freuen, was man kann.

Worte, die Bosch mit seiner Frau Marianne in die Tat umsetzt. Gemeinsam sind sie noch bis vor drei Jahren Ski und Kajak gefahren. Als gesundheitliche Vorsichtsmaßnahme haben sie die Sportausrüstungen nun verschenkt. „Weil wenn man das Zeug hat, ist man nie sicher. Da fährt man ja doch wieder“, sagt Bosch und lacht. Das Radfahren und Wandern aber ist geblieben. Mit ehemaligen Vereinsmitgliedern macht Bosch jedes Jahr eine Radtour durch das Markgräflerland. Einmal im Monat wird gewandert und mit den einstigen Stuttgarter Athleten trifft man sich auch immer wieder. „Aber ein guter Stammtischler bin ich nicht“, sagt Bosch. Er ergänzt: „Ich setze mich erst an den Tisch, nachdem ich ein bisschen gelaufen bin.“

Meist gesprochene Wort: „Ade‘“

Es hat sich also nicht viel geändert. Bosch hatte nie das Bedürfnis, sich auszuruhen. Seine Frau erinnert sich: „Früher war unser meist gesprochenes Wort ‚Ade‘“. Es war ein Kommen und Gehen im Hause Bosch, in dem die Eheleute seit 1962 wohnen. Nachdem die benachbarte Volière mit etwa 50 Vögeln einem Neubau weichen musste, konzentriert sich Bosch auf die Gartenarbeit. Um das Haus herum und im Garten der Tochter gibt es genug zu tun.

Im vergangenen Jahr hat Marianne Bosch den Stuttgarter Blumenschmuckwettbewerb gewonnen. Ohne seine Frau, sagt Bosch, wäre seine Laufbahn beim VfL nicht möglich gewesen: „Das geht alles nur mit einem Partner, der einen unterstützt.“ In diesem Jahr blicken die beiden auf 60 Jahre Ehe zurück. . Man spürt, dass der Ehrenvorsitzende mit seinem Leben rundum zufrieden ist. „Das einzige, das ich bedauere, ist, dass es in Kaltental nur noch so wenig Ringer gibt,“ sagt Bosch.