In wenigen Tagen steht der kalendarische Herbstanfang an. Der meteorologische Herbstanfang war bereits Anfang September. Wieso gibt es zwei Tage, die die Jahreszeit ankündigen?
In diesen Tagen zeigt sich der Spätsommer nochmal von seiner schönsten Seite. Doch die Tage werden wieder kürzer – ein deutliches Indiz dafür, dass der Sommer vorüber geht und der Herbst bald hereinbricht. Meterologisch hat der Herbst bereits am 1. September begonnen - der kalendarische Herbstbeginn steht in wenigen Tagen an. Da drängt sich die Frage auf, warum gibt es mehr als ein Datum, dass die Jahreszeit ankündigt? Verschiedene Indikatoren können darüber Auskunft geben.
Kalendarischer Herbstanfang an einem Sonntagnachmittag
Der kalendarische Herbstanfang fällt auf den 22. oder 23. September. Dieser Herbstbeginn wird nach dem Stand der Sonne berechnet: Er beginnt, wenn Tag und Nacht beide genau 12 Stunden lang sind. Dann steht die Sonne genau senkrecht über dem Äquator. Der Fachbegriff hierfür lautet Äquinoktikum oder Tag-und-Nacht-Gleiche. Dieses Jahr fällt das auf Sonntag, den 22. September um Punkt 14:43 Uhr.
Der Grund, warum die Tag-und-Nacht-Gleiche jedes Jahr leicht unterschiedlich ausfällt, liegt an unserem gregorianischen Kalender: Unser Kalender besteht aus 365 Tagen, dabei braucht die Erde für eine Runde um die Sonne 365 Tage und knapp 6 Stunden. Das wird mit einem Schaltjahr alle vier Jahre ausgeglichen. Hierdurch verschiebt sich auch der exakte Zeitpunkt des Äquinoktikums und somit des kalendarischen Herbstanfanges.
Das Pendant zum 22. September ist die Tag-und-Nacht-Gleiche, die den Frühling einläutet. Diese fiel dieses Jahr exakt auf den 20. März um 4:06 Uhr.
Ebenso ist bereits bekannt wann der Herbst wieder endet: Genau am 21. Dezember um 10:20. Dann beginnt der kalendarische Winter. An diesem Tag gibt es die wenigsten Sonnenstunden des Jahres - nur etwa acht Stunden wird die Sonne an diesem Tag scheinen. Kleiner Lichtblick: Ab dem 21. werden die Tage wieder länger.
Meteorologischer Herbstanfang immer am gleichen Tag
Der meteorologische Herbstanfang ist in jedem Jahr am 1. September. Analog dazu endet der Herbst stets am 30. November. Das wurde im 19. Jahrhundert mit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen so festgelegt und bis heute beibehalten. Durch diesen festen Zeitraum von drei Monaten können Wetterdaten besser miteinander verglichen werden.
Dementsprechend legten die Meteorologen den Anfang von Frühling, Sommer oder Winter auf feste Tage. Auf der Nordhalbkugeln sind das folgende:
- Frühling 01.03. bis 31.05.
- Sommer 01.06. bis 31.08.
- Herbst 01.09. bis 30.11.
- Winter 01.12. bis 28./29.02.
Pflanzen läuten den phänologischen Herbstanfang ein
Man kann den Herbstbeginn jedoch auch ganz anders definieren, nämlich über Flora und Fauna. Der Herbst nach dem sogenannten phänologischen Kalender besteht aus drei Phasen, die durch den Wachstumsstatus von Pflanzen bestimmt werden. Die Blüte der Herbstzeitlose – der Name sagt es bereits, läutet den Frühherbst ein. Aber Achtung: Die Blätter der hübschen lila Blume ähneln Bärlauch, sind aber giftig. Färben sich irgendwann die Blätter der Bäume in leuchtendes Rot oder Orange, steht der Herbst in voller Pracht. Abgelöst wird dieser vom phänologischen Winter, wenn die Getreideart Winterweizen anfängt zu Keimen.
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) fasst das auf seiner Website zusammen:
- Frühherbst: Herbstzeitlosenblüte, Reife von Holunder und Rosskastanie, Höhepunkt der Obsternte.
- Vollherbst: Kartoffelernte und allgemeine Laubverfärbung.
- Spätherbst: Zeit des allgemeinen Laubfalls und Abschluss der Vegetationszeit.
- Winter: Periode zwischen Ende der Vegetationszeit und Haselblüte. Winterbeginn mit dem Auflaufen des Winterweizens.
Laut Umweltbundesamt wird der phänologische Herbst immer länger, das heißt die Vegetationszeit dehnt sich aus und der phänologische Winter beginnt später. Das wird beispielsweise problematisch, wenn Pflanzen sich nicht mehr richtig anpassen können oder Schädlinge länger aktiv bleiben.
Herbstanfang - Geschichtlicher Rückblick
Lange Zeit genügte die Einteilung in Sommer und Winter - das Jahr in vier Jahreszeiten zu teilen, war nicht üblich. Die Einteilung in Sommer und Winter unterschied sich jedoch, da die Daten dafür regional und zeitbezogen waren. Als Datum für den Sommeranfang - auch Sommertag genannt - dienten einprägsame Ereignisse im Kalender, wie Ostern oder Walpurgis (1. Mai). Der Winteranfang - auch Wintertag genannt - wurde an Michaelis (29. September) oder an Martini (11. November) festgemacht. In Skandinavien war der 14. April Sommertag (»firsta sumarsdag«), der 14. Oktober Wintertag (»winternetter«). Heute entsprechen diese Daten eher den heutigen Tagen von Frühlings- und Herbstanfang.
Die Einteilung in vier Jahreszeiten begann damit, Mittsommertage (24. Juni) und Mittwintertage (25. Dezember) auszuweisen. Nach kirchlicher Vorgabe setzte sie kalendarisch den Frühlingsbeginn zunächst auf den 21. März, den Sommeranfang auf den 24. Juni, den Herbstbeginn auf den 21. September und den Winteranfang auf den 25. Dezember: Eine andere Einteilung bestimmte den Beginn von Frühling Sommer, Herbst und Winter nach einer festen Regel. Die Jahreszeiten wechselten jeweils zwölf Tage vor dem 1. Januar, dem 1. April, dem 1. Juli und dem 1. Oktober.