Im Friedrich-Eugens-Gymnasium konnten Kammerjäger das Ungeziefer vorerst beseitigen. Die Nachbarn leiden immer noch unter dem Problem. Foto: Achim Zweygarth, privat

Ein ganzes Quartier im Stuttgarter Westen hat immer wieder massive Probleme mit Kakerlaken. Niemand weiß, woher die Tiere kommen.

S-West - Anfangs haben sich alle ein wenig geschämt. Richtig darüber gesprochen habe man unter den Nachbarn erst noch nicht, sagt Karin Denk, die an der Forststraße wohnt. Seit etwa zwei Jahren hat das ganze Wohnviertel zwischen Johannes-/ Silberburg-/ Lindenspür- und Forststraße ein Problem mit Ungeziefer. Die Tiere tauchen immer im Frühsommer auf. Vermutlich sind es Orientalische Schaben. „Die rennen auch über die Terrasse rein ins Haus“, sagt Denk.

Sie kämen vor allem nachts raus, aus den Schächten und Leitungen, im Herbst verschwinden sie in der Regel von selbst wieder. „Fast alle Häuser ringsum sind betroffen“, sagt Denk. Inzwischen sind die Nachbarn nämlich in regem Austausch – nachdem alle herausgefunden hatten, das keiner selbst die Ungeziefer-Plage verursacht hat und und eben alle zugleich massiv davon betroffen sind. Einige Anwohner haben auch schon allerlei unternommen. „Wir hatten schon vor zwei Jahren den Kammerjäger da“, sagt Denk. Die halbe Nachbarschaft gebe ein Heidengeld für die Schädlingsbekämpfung aus, aber solange keine Ursache gefunden sei, helfe das ja alles nichts.

Anwohner fühlen sich durch die Insekten massiv gestört

Auch ihr Nachbar Florian Widmann hat immer wieder auf eigene Kosten einen Kammerjäger beauftragt. Er hat aber trotzdem den Eindruck, es werde von Jahr zu Jahr schlimmer: „Dieses Jahr ist die Anzahl gefühlt mal zehn – im Vergleich zum vorigem Jahr.“ Er lebt ebenfalls an der Forststraße, an einem Abend sei ein ganzer Bordstein voll gewesen mit den Viechern, auch an einer Tiefgaragenausfahrt hat er schon eine größere Ansammlung beobachtet.

Achim Feierabend steht wegen des Problems schon in regem Austausch mit der Stadt Stuttgart. Denn längst glauben die Anwohner, es liege nicht nur an einem einzelnen Haus, sondern dass die Tiere irgendwo im Untergrund leben und sich dort natürlich vermehren. „Aber bei der Stadt schieben die das von einem Amt zum anderen“, klagt er. Er hatte Kontakt mit dem Ordnungsamt, mit dem Gartenamt und letztlich auch mit dem Umweltamt. Letztlich verwies man ihn an das Landesgesundheitsamt. Auch eine Hausverwalterin hat sich an das Ordnungsamt gewandt, dort hieß es, man habe die Anfrage nun ans Tiefbauamt weitergeleitet. Eventuell könnten dort weitere Maßnahmen veranlasst werden, hieß es in der E-Mail. „Ich habe schon immer Angst, nachts in welche reinzutreten und die dann in die Wohnung zu schleppen“, sagt Feierabend.

An sich ist das Ungeziefer ungefährlich – eine Infektionsgefahr besteht nicht

Massive Probleme mit dem Ungeziefer hatte auch das benachbarte Friedrich-Eugens-Gymnasium. „Vor vier bis fünf Wochen hatten wir einen verstärkten Befall“, sagt der stellvertretende Schulleiter Christian Rehm. Man habe regelmäßige Kontrollen durch Kammerjäger gehabt, während der Pfingstferien hätten diese dann einen großen Einsatz im Gebäude gehabt. „Seitdem haben wir Ruhe.“

Bei den Nachbarn ist das bisher noch nicht der Fall. Beim städtischen Ordnungsamt fühlt man sich tatsächlich nicht zuständig. Seit ein paar Tagen sei dem Amt die Meldung aus Stuttgart West bezüglich der Schaben zwar bekannt. „Grundsätzlich besteht nach Aussage des Gesundheitsamts durch Schaben keine Infektionsgefahr. Für die Bekämpfung muss geklärt sein, wo die Insekten ihr Versteck haben, dann kann dort durch einen Schädlingsbekämpfer entgegen gewirkt werden“, so die offizielle Stellungnahme des Amtes. Nach derzeitigen Kenntnisstand befänden sich die Verstecke im aktuellen Fall in Verteilerkästen und unter Hausfassaden. „Hier wären die jeweiligen Eigentümer gefragt, etwas zu unternehmen.“

Bereits im vergangenen Herbst gab es in Stuttgart ein großes Problem mit Bernsteinschaben. Beim Naturkundemuseum gingen damals viele aufgeregte Anrufe ein.