Die Unruhen in Ägypten. Foto: EPA

Ägypten kommt nicht zur Ruhe. Es gab weitere blutige Auseinandersetzungen in Kairo.

Kairo - Die Lage auf dem Tahrir-Platz in Kairo hat sich in der Nacht zu Donnerstag weiter zugespitzt. Bei den Unruhen in Ägypten sind seit Mittwoch nach Angaben des Gesundheitsministeriums fünf Menschen ums Leben gekommen. 830 Menschen seien verletzt worden. In unterschiedlichen Medienberichten war zuvor von zwei bis fünf Toten alleine in der Nacht zum Donnerstag die Rede gewesen.

Bis in die Morgenstunden waren in der Umgebung des zentralen Tahrir-Platzes in Kairo immer wieder Schüsse zu hören. Ein Demonstrant sagte der Nachrichtenagentur dpa am Telefon: „Wir rannten hinter den Mubarak-Leuten her bis auf die Brücke des 6. Oktobers hinter dem ägyptischen Museum, plötzlich blieben sie stehen und schossen auf uns.“

Bei CNN hieß es, in der Nacht seien auch Schüsse auch aus schweren Maschinengewehren abgefeuert worden. Überall gebe es Verwundete. Ein CNN-Reporter berichtete, Ärzte behandelten Verletzte direkt auf der Straße, nähten ihre Wunden. Mehrere Rettungswagen fuhren auf den Platz. Bei Tagesanbruch beruhigte sich die Lage zunächst wieder.

Mit Molotow-Cocktails, Steinen und anderen Gegenständen bewarfen

Nach Ende der Ausgangssperre am Morgen waren wieder Hunderte Menschen auf dem Platz. Überall waren aus der Nacht noch Barrikaden und ausgebrannte Fahrzeuge zu sehen Vorher waren auf Fernsehbildern Demonstranten zu erkennen, die sich mit Molotow-Cocktails, Steinen und anderen Gegenständen bewarfen. In einem Gebäude in der Nähe des Ägyptischen Museums auf dem zentralen Tahrir-Platz waren Flammen zu sehen, berichtete CNN am frühen Donnerstag.

„Morgen ist nicht gut genug“

Inmitten der Krise suchen die USA weiter Einfluss auf die Regierung in Kairo zu nehmen. Am Mittwoch (Ortszeit) telefonierte US-Außenministerin Hillary Clinton mit dem neuen ägyptischen Vizepräsidenten Omar Suleiman. Clinton habe von Suleiman eine Untersuchung der Übergriffe in Kairo verlangt. Die Außenministerin habe dabei abermals die Gewalt verurteilt und die ägyptische Regierung aufgefordert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Außenamtssprecher Philip Crowley. Er wiederholte den Standpunkt der US-Regierung, wonach der politische Übergangsprozess sofort beginnen müsse. „Morgen ist nicht gut genug“, sagte Crowley. Es müssten „sobald wie möglich“ Wahlen stattfinden. „Wir wollen einen glaubwürdigen Prozess sehen, der zu freien, fairen und legitimen Wahlen führt“, erklärte Crowley weiter.

Angesichts der Exzesse forderte Oppositions-Vertreter Mohammed el Baradei die Armee auf, weitere Angriffe der Mubarak-Anhänger auf die Demonstranten zu unterbinden. Die Armee müsse eingreifen, um das Leben ägyptischer Bürger zu schützen, sagte El Baradei in einem Interview mit Al-Dschasira. „Es gibt eindeutige Beweise, dass die Polizei ihre Männer in Zivilkleidung auf die Demonstranten gehetzt hat“, sagte der Friedensnobelpreisträger.