Keinen Spargel sollen die dunklen Bahnen schützen, sondern Eidechsen zum Umzug bewegen. Foto: Gottfried Stoppel

Viele Autofahrer wundern sich über die schwarzen Bahnen, die auf der Oberen Schray ausgelegt sind. Sie haben nichts mit Spargel oder Erdbeeren zu tun, sondern mit Reptilien und einer Erweiterung bei Kärcher.

Winnenden - In jüngster Zeit fragen sich Autofahrer, die an der Ausfahrt Winnenden (Rems-Murr-Kreis) Mitte die B 14 verlassen und in Richtung Stadtmitte abbiegen, was für schwarze Folien da linkerhand auf der Wiese liegen. Beschwert mit Pflastersteinen, damit sie nicht davon fliegen können, wirken die dunklen Bahnen ein bisschen wie jene Abdeckungen, die im Frühjahr auf Spargelfeldern die edlen Triebe warm halten, aber vor der Sonne schützen. Doch mit dieser Annahme liegt man ziemlich falsch – obwohl Wärmeentwicklung eine Funktion der Folien ist. Doch soll sie nicht die Flora, sondern die Fauna des Gebiets namens Obere Schray beeinflussen.

Kärcher will erweitern – daher müssen Eidechsen vergrämt werden

Hier plant die Winnender Firma Kärcher einen weiteren Ausbau ihres Firmengeländes, das sich direkt auf dem Gebiet der früheren Ziegelei Pfleiderer anschließt. Allerdings hat sich herausgestellet, dass sich auf der Oberen Schray seltenes Getier wohlfühlt. Neben einer seltenen Krötenart sind dort Zauneidechsen zuhause und fühlen sich pudelwohl. Damit den flinken Echsen beim Aushub und auch anschließend beim Bau der neuen Firmengebäude nichts passiert, versucht man sie daher nun zum Umzug zu bewegen.

„Vergrämen“ nennen Jäger ein derartiges Unterfangen, Wildtiere zu einem Umzug zu bewegen. Bei Rabenvögeln kennt man solche Maßnahmen, oder bei Wildschweinen, wenn man ihnen den Besuch auf Feldern oder Äckern vergraulen will. Meistens geht das mit Lärm und mehr oder minder genau gezielten Schüssen einher, welche die ziemlich cleveren Viecher schnell mit ihrem Standort in Verbindung bringen und die dann schnell einen Wechsel vollziehen, bevor man ihnen das Fell oder die Federn über den Kopf zieht.

Grüne Barrieren sollen verhindern, dass die Tiere auf die Bundesstraße laufen

In der Oberen Schray geht man jedoch einen ganz anderen Weg. Unter den schwarzen Folien wird es nämlich mollig warm, was den Zauneidechsen gefällt. Diese schlüpfen darunter und bewegen sich – wenn alles klappt – dahin, wo bereits Artgenossen vor der letzten Kärcher-Erweiterung hingezogen sind. Wenn die Sonne auf die schwarzen Bahnen brennt, kann man die flinken Eidechsen auch darauf herumhuschen sehen, da die Planen dann auch an der Oberfläche schön heiß werden. Zur Schnellstraße hin sind grüne Barrieren aufgestellt worden, die verhindern sollen, dass sich die Eidechsen auf die Fahrbahnen der B 14 verirren.

Während der jüngsten Sitzung des Winnender Gemeinderates war das Baugesuch ein Thema. Dabei wurde auch die Eidechsenumsiedlung angesprochen. „Wer mal den Neubau Kärchers gesehen hat, kennt das Biotop, das darin entstanden ist. Die meinen es ernst bei solchen Sachen“, konstatierte Hans Ilg von den Freien Wählern.