Am Dienstagabend sollte der vorerst letzte deutsche Evakuierungsflug stattfinden. Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Seit mehr als einer Woche eskalieren die Kämpfe im Sudan. Hunderte Menschen hat die Bundeswehr in den vergangenen Tagen evakuiert. Nun soll die Mission enden.

Das Auswärtige Amt und die Bundeswehr haben die Evakuierungsmission aus dem Sudan beendet. Zu Redaktionsschluss hieß es, dass der vorerst letzte von deutscher Seite organisierte Flug aus dem Sudan nach Jordanien am Dienstagabend stattfinden sollte. In dem nordostafrikanischen Staat eskalieren seit über einer Woche die Kämpfe zwischen zwei verfeindeten Milizenchefs, Hunderte Zivilisten starben seitdem. Wer ausgeflogen wurde und wie es jetzt weitergeht: ein Überblick.

Wie viele Menschen hat die Bundeswehr bereits evakuiert? Bis Dienstagmittag hatten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr etwa 490 Menschen ausgeflogen, darunter rund 170 Deutsche. Darunter waren aber auch 90 Kanadier und mehr als 40 Niederländer. Am Dienstagabend sollte der sechste und vorerst letzte Evakuierungsflug stattfinden, sodass sich die Zahl der Evakuierten damit erneut erhöhen dürfte. Laut dem Auswärtigen Amt nahmen zuletzt aber nur noch sehr wenige Deutsche an den Evakuierungsflügen teil.

Wie viele Deutsche befinden sich noch im Sudan? Ganz genau lässt sich das nicht beziffern. Am Dienstagnachmittag hieß es aber aus dem Auswärtigen Amt, dass sich noch eine niedrige dreistellige Zahl deutscher Staatsangehöriger im Sudan befänden. Rund 50 Personen hätten sich am Montag und Dienstag auf der Krisenvorsorgeliste registriert.

Manche Deutsche dürften das Land auch verlassen haben, ohne dass sie vom Auswärtigen Amt registriert wurden. Darauf wies die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hin: „Einige haben die Hauptstadt Khartum auf anderem Wege verlassen, beispielsweise mit einem UN-Konvoi oder wurden bei einem französischen Evakuierungseinsatz mitgenommen.“

Was passiert mit jenen, die es nicht auf den letzten Flug geschafft haben? Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, dass man mit den meisten verbliebenen Deutschen im Telefonkontakt sei und weiterhin Möglichkeiten vermittele, um das Land zu verlassen. Andere Länder fliegen weiterhin Evakuierungsflüge, die weiterhin Deutsche mitnehmen können. Laut Medienberichten will die Bundeswehr auch Ausländer auf dem Seeweg retten. Der Einsatzgruppenversorger Bonn soll bereits auf dem Weg zur wichtigsten sudanesischen Hafenstadt sein, nach Port Sudan.

Viele westliche Ausländer sollen nach Port Sudan geflohen sein, sodass auf diesem Weg vor allem jene Menschen gerettet werden könnten, die sich zum Zeitpunkt der Evakuierungsaktion nicht in Khartum befanden. Auf öffentlichen Schiffsradaren ist zu sehen, dass das Schiff bereits im Suezkanal in Richtung Sudan unterwegs ist. Ein Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung bestätigte unserer Zeitung, dass sich die Bonn auf dem Weg in die Region befinde. Ob das Schiff dann auch zum Einsatz kommt, war zu Redaktionsschluss nicht bekannt.

Was muss der Bundestag entscheiden? Auslandseinsätze der Bundeswehr müssen vom Bundestag genehmigt werden – in diesem Fall nachträglich, weil schnelles Handeln notwendig war. Der Antrag, der unserer Redaktion vorlag, sieht ein Mandat für bis zu 1600 Soldaten vor. Das Verteidigungsministerium gibt an, dass bislang 1000 Soldaten am Einsatz beteiligt waren. Die Kosten für die gesamte Mission werden mit 22,4 Millionen Euro beziffert. Offiziell läuft das Mandat Einsatz noch bis zum 31. Mai.

Wie sind die Reaktionen? Generell wurde der Einsatz gelobt. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte, die Bundeswehr habe in „beispielhafter Art und Weise gezeigt, wie kaltstartfähig sie ist“. Unionsfraktionsvize Johann Wadephul (CDU) sagte unserer Redaktion: „Der bisherige Verlauf der Evakuierungsmission war sehr erfolgreich – vor allem aber verlief alles reibungslos. Das ist Grund genug, schon jetzt unseren Soldatinnen und Soldaten und allen anderen Beteiligten, aber auch unseren Verbündeten zu danken.“

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt kritisierte, wie die Bundesregierung das Parlament über den laufenden Einsatz informierte. Die Information sei zu spät erfolgt, zudem seien Medien besser informiert gewesen als das, was dem Parlament zugänglich gemacht worden sei.