Der Ravensburger Kabarettist Uli Boettcher Foto: Veranstalter

Der Ravensburger Kabarettist Uli Boettcher ist mit seiner aktuellen Show „Unterwegs“ und einer gehörigen Portion Selbstironie in Stuttgarts Rosenau aufgetreten.

Stuttgart - „Unterwegs“ heißt die aktuelle Show des Ravensburger Kabarettisten Uli Boettcher (48), und der Titel ist Programm: „In den 1950er Jahren zwängten sich große Familien in kleine Autos und quälten sich über die Alpen, um in Italien bessere Lebensbedingungen zu suchen, wenigstens für zwei Wochen im Jahr“, sagt er am Donnerstagabend in der Rosenau – „heute steigen kleine Familien in große Autos und tun dasselbe.“

Er mokiert sich über Anzugträger, die im Erste-Klasse-Wagen in der Ruhezone laut Betriebsgeheimnisse ausplaudern, und vermutet, dass junge Männer in Hip-Hop-Kluft ihre locker sitzenden Baseball-Mützen mit Haarklammern befestigen – um sich dann zu beschweren, dass im Nachtzug nach Herrenberg niemand den Mumm hat, ihnen ihre laute, aufdringliche Musik zu verbieten: „Mit meiner eigenen Feigheit komme ich klar, aber ein ganzer Waggon voll?“

Boettcher hat Selbstironie: „Wer je lila Latzhosen trug, hat auf Lebenszeit das Recht verwirkt, über Mode zu urteilen“, findet er. Er spielt mit dem Publikum, kennt nach fünf Minuten mehrere Namen, bezieht Marion aus Karlsruhe und Christian aus Steinheim regelmäßig ein. Er imitiert einen Schwaben und einen Bayern, die auf sehr unterschiedliche und jeweils sehr typische Art mit ihren Urlaubserinnerungen nerven, und er imitiert die üblichen Probleme beim Versuch, mittels Mobiltelefon Bilder auf einem fremden Fernseher anzuschauen. Hast du einen Adapter? Wir machen es über die Cloud und deinen Rechner! Oder doch Bluetooth?

Mit VfB-Schal sei er einmal in Ulm in den Zug gestiegen, erzählt er, und aus Versehen in einem Abteil voller Bayern-Fans gelandet – wo er sich behauptet habe. „Ich war beim Spiel sogar mit im Bayern-Fanblock, und das war eine ganz neue Erfahrung: im eigenen Stadion mal bei den Siegern zu sein.“

Die Zugabe? Boettcher erzählt, wie er ein neues Auto erwerben wollte, imitiert die Geräusche der Einparkhilfe, des Anti-Einschlaf-Augenscanners und des Reifendruck-Alarms bei 210. Gekauft habe er nicht: „Mein alter Wagen macht auch Geräusche, aber ich weiß, woher sie kommen.“

Am 3. Januar 2016 spielt Uli Boettcher im Theaterhaus „Ü 40 – Die Party ist zu Ende“. Karten: 07 11 / 4 02 07 - 20