Die Figur „Herr Gorges“ hat Peter Gorges während seines Studiums entwickelt. Foto: z

Der Kabarettist Peter Gorges tritt bei der 100. Veranstaltung von „M22 – was uns angeht“ in der Stuttgarter Markuskirche in der Filderstraße 22 auf. Er ist Sprecherzieher und nennt sich „Herr Gorges“.

S-Süd - Sein Geld verdient Peter Gorges manchmal auf der Straße. Das ist ein anstrengender Job. „Ich muss mit Haut und Haaren präsent sein“, sagt er. Wenn er einen Fehler mache, werde der sofort zurückgespiegelt. „Dann kommen oft blöde Fragen.“ Oder niemand lacht über ihn. Das ist für einen wie Gorges das Schlimmste. Denn, wenn Peter Gorges als sein Alter Ego „Herr Gorges“ unterwegs ist, verschenkt er etwas: nämlich Liebe. „Ich gebe etwas sehr Persönliches, natürlich will ich dafür geliebt werden“, gesteht er . Da ist er eben empfindlich.

Peter Gorges, der beruflich im Süden zu Hause ist und es lange auch privat war, ist im weitesten Sinne Künstler. Er ist Moderator, Rezitator, Unterhalter, Kabarettist oder eben „Walking Act“ – ein Künstler, der direkt auf der Straße unterhält.

Seit 18 Jahren ist Sprechen nun Peter Gorges’ Beruf

Dafür ist er sogar zweifach ausgebildet. An der Staatlichen Hochschule für Musik Stuttgart hat der heute 48-Jährige im Fachbereich Sprechen und Sprecherziehung studiert und im Anschluss ein Künstlerisches Aufbaustudium mit dem Schwerpunkt Sprechkunst absolviert, weil die Pädagogik ihm doch nicht lag. Seit mehr als 18 Jahren ist Sprechen nun Peter Gorges’ Beruf.

Das ist erstaunlich. Denn anfangs hatte es der Wahlschwabe mit badisch-sächsischen Wurzeln gar nicht mit dem Reden. Die Mutter hatte sich schon Sorgen gemacht um den Bub, der doch erst recht spät sprechen lernte. Auch die Professorin im Studium fand seine Stimme zunächst „verhockt“. Die Defizite des Anfangs hat Gorges längst ausgeglichen. Das tut er heute noch. Und zwar möglichst schnell, möglichst viel und möglichst durcheinander.

Er hat aber auch einiges zu erzählen, der Herr Gorges. Am liebsten berichtet er von seinen Auftritten, wenn er als auferstandenes Schlossgespenst durch den Abend führt, als freundlicher Hausmeister das Publikum unterhält oder als charmanter Conférencier Gedichte vorträgt. Seine liebste Vorstellung war neulich im Neckarforum in Esslingen. „Das war eine Kür“, sagt er. Und setzt frei nach Loriot nach: „Quasi das Zitronenbällchen auf dem Kosakengipfel.“

Vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten

Bei solchen Veranstaltungen könne er seine in fast zwei Jahrzehnten gewonnene Schlagfertigkeit anwenden. Das heißt nicht, dass Gorges auf der Bühne stets frei improvisiert. Seine Moderationen schreibt er komplett im Voraus. Für einen eineinhalbstündiges Programm benötigt er gut 40 Stunden Vorbereitungszeit. „Live läuft meistens genug schief“, findet er. Auch für jemand, der „noch nie ganz auf den Mund gefallen“ war, ist das stets eine Herausforderung. Deshalb seine Devise: Vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten. Für das Publikum soll das natürlich so wirken wie der reinste „Musenknutsch“. Denn auf der Bühne will Gorges Leichtigkeit erzeugen, witzig sein und spontan wirken.

Nicht immer ist der Sprecher allein unterwegs. Seine Figur „Herr Gorges“ ist im Studium entstanden, als er mit seinem Kommilitonen Thomas Klingenhammer häufig im Amsel-Theater auftrat. Mit dem Komponisten und Kabarettisten Achim Meyer ist er seit 2003 als die „Zwei Herren“ unterwegs. Ihr schwäbisch-deutsches Musikkabarett auf dem Fernsehturm war immer ruckzuck ausverkauft. Nur der Sohn Paul hat noch nicht verstanden, was der Herr Gorges so macht. Der fragt nämlich immer, wenn der Papa weggeht „Gehst du wieder Kehrwoche machen auf dem Fernsehturm?“ Diese Anekdote erzählt Gorges natürlich bereitwillig. Denn über seine Familie spricht er auch gerne, sehr gerne über seine „geliebte Frau Meike“. Sein drittes Thema: Phänomene in der Gesellschaft, die ihn irritieren.