Das Gefängnis in Stammheim ist eine Großbaustelle – trotzdem steigt die Zahl der Inhaftierten deutlich an. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Zahl der Untersuchungsgefangenen im Land ist zuletzt stark angestiegen. Das führt dazu, dass die Gefängnisse in Baden-Württemberg überbelegt sind. Besonders stark wirkt sich das auf die größte U-Haft-Anstalt des Landes in Stammheim aus.

Stuttgart - Die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Stammheim platzt aus allen Nähten. Das wohl bekannteste Gefängnis Deutschlands wird derzeit umfassend umgebaut. Weil fünf neue Gebäude mit insgesamt 560 Plätzen aber erst ein Jahr später als geplant Ende 2016 fertig werden und gleichzeitig der Unterbringungsdruck steigt, fehlt es an Kapazität. Die Zahl der Gefangenen in Stammheim ist in den vergangenen zwei Jahren um knapp 200 auf derzeit rund 740 gestiegen. In früheren Jahren sind es auch schon über 1000 gewesen – allerdings ohne Großbaustellen auf dem Gelände.

Grund für die maximale Auslastung ist eine Zunahme der Häftlinge im Land insgesamt. „Vorwiegend im Bereich der Untersuchungshaft ist in den vergangenen Monaten ein Belegungsanstieg zu verzeichnen gewesen“, sagte eine Sprecherin des Justizministeriums unserer Zeitung. Dadurch liege „die Belegung im geschlossenen Vollzug an männlichen Erwachsenen landesweit derzeit wieder über der festgelegten Belegungsfähigkeit“. Sprich: Es wird eng in den Gefängnissen Baden-Württembergs, zumal einige durch Sanierungsmaßnahmen weniger Plätze haben als sonst. Ende Februar saßen dort 4889 Strafgefangene und 1756 Untersuchungsgefangene ein.

Für die JVA in Stammheim als größte U-Haft-Einrichtung des Landes bedeute dies, „dass derzeit alle Belegungsreserven genutzt werden müssen“, so die Sprecherin. Viele Anwohner dort beschweren sich inzwischen über Lärm. Der geht von den Bauarbeiten aus, allerdings auch von ungebetenen Besuchern, die mit der wachsenden Zahl an Gefangenen verbotenerweise von außen per Zuruf Kontakt aufnehmen.

Sofortige Abhilfe bei der Überbelegung im Land ist nicht in Sicht. Erst mit Inbetriebnahme der Gebäude in Stuttgart sowie eines ebenfalls verzögerten Neubaus der JVA Heilbronn ist mit Entlastung zu rechnen.