Kräuterbutter und Fleisch klingen eigentlich nicht sonderlich gefährlich. Trotzdem ist ein Mitarbeiter der JVA Heimsheim jetzt vom Dienst suspendiert worden, weil er diese Lebensmittel ins Gefängnis geschmuggelt hatte.
Heimsheim - Ein Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Heimsheim steht im Verdacht, für die Gefangenen heimlich etwas geschmuggelt haben. Das bestätigte Steffen Tanneberger, Sprecher des Justizministeriums Baden-Württemberg, auf Anfrage unserer Zeitung. Allerdings ging es dabei nicht um Drogen oder Alkohol oder gar Waffen, sondern um normale Lebensmittel. Doch selbst das ist aus gutem Grund verboten, weshalb der Beamte zunächst suspendiert wurde und die Diensträume des Gefängnisses vorerst nicht mehr betreten darf, bis der Fall aufgeklärt ist.
„Die Lebensmittel konnten am 6. August auf einen Hinweis hin bei dem Bediensteten sichergestellt werden, als dieser die JVA Heimsheim betrat“, berichtet Steffen Tanneberger. Konkret ging es dabei um Waren wie Fleisch und Kräuterbutter.
Auch Lebensmittel bergen Gefahren
Es klingt nach einer Lappalie, immerhin sind diese Waren per se im Gefängnis nicht verboten. Doch „die unüberwachte Übergabe von Gegenständen jeglicher Art an Gefangene ist aufgrund der damit verbundenen Gefahr für die Sicherheit und Ordnung der Anstalten unzulässig“, erklärt Tanneberger. Das betrifft ebenso vermeintlich unproblematische Lebensmittel, denn auch hier bestünden vielfältige Missbrauchsmöglichkeiten. Diese können sich zum einen aus den Nahrungsmitteln selbst ergeben, weil sie sich vielleicht zur Herstellung von Alkohol eignen. Oder die Verpackung birgt Gefahren, beispielsweise Glasbehälter. Ein weiteres großes Problem bei solchen Vorfällen ist, dass immer die Frage mitschwingt, ob der Mitarbeiter für seine Übergabe irgendwelche Gegenleistungen bekommt. Selbst wenn es nur um etwas Profanes wie Grillfleisch geht.
Wie sonst aber können die Insassen an Essen von außerhalb der Gefängnismauern kommen? Zum einen vermittelt die JVA ein Angebot an Waren, darunter Lebensmittel, aus dem die Gefangenen auswählen können, erklärt Tanneberger. Außerdem können Freunde und Verwandte bei ihren Regelbesuchen den Gefangenen Speisen mitbringen.
Ermittlungen dauern noch an
Warum der Beamte die Lebensmittel in die JVA gebracht hat und wie es darüber hinaus mit ihm weitergeht, dazu konnte Steffen Tanneberger noch keine weiteren Informationen geben, da die Ermittlungen noch andauern. Jedenfalls gehen die Ermittler von einem einzelnen betroffenen Mitarbeiter aus.
Der Vorfall ist der einzige aus Heimsheim bekannt gewordene, in dem ein Bediensteter vermutlich Waren und Gegenstände an Gefangene weitergegeben hat. Seit dem Jahr 2004 werden solche Vorfälle statistisch erfasst, 18 wurden seither verzeichnet, in die teilweise mehrere Beteiligte verwickelt waren. Für gewöhnlich ging es dabei um Gegenstände wie Handys und SIM-Karten, aber auch wie in Heimsheim um Lebensmittel, so Tanneberger.
Der bekannteste Fall der jüngeren Vergangenheit ist der eines Schmugglerrings in der JVA Heilbronn. Dort sollen mehrere Bedienstete und Häftlinge im großen Stil Drogen, Medikamente und Dopingmittel in und aus der Anstalt geschmuggelt haben. Der Hauptverdächtige, ein 37 Jahre alter JVA-Beamter, ist erst im Juli auf frischer Tat ertappt worden.