Jutta Zeisset tummelt sich neben ihrem eigentlichen Job als Zierpflanzengärtnerin auf gleich 16 Facebook-Kanälen, von denen manche Zehntausende Abonnenten haben. Foto: Wirtschaftswoche

Die südbadische Gärtnerin Jutta Zeisset ist eine der wichtigsten Stimmen der Landwirtschaft in den sozialen Medien. Dafür erhält die 37 Jahre alte Zierpflanzengärtnerin aus dem Kreis Emmendingen die höchste Auszeichnung des Bundesagrarministeriums.

Berlin - Anruf bei Jutta Zeisset. Und schon nach wenigen Minuten ist klar, was für ein fröhliches Energiebündel die 37 Jahre alte Zierpflanzengärtnerin aus dem Rheinort Weisweil im Kreis Emmendingen ist. Seit Jahren führt sie mit ihrem Museumscafé und Hofladen ein eigenes Unternehmen mit 30 Mitarbeitern. Daneben ist sie Managerin für Social Media und digitales Marketing, Mitglied im Beirat kleiner und mittlerer Unternehmen des Internetriesen Facebook, Buchautorin, Webdesignerin und Referentin bei Schulungen. Und zehn Jahre lang saß Zeisset im Gemeinderat von Weisweil.

Im Jahr 2004 zog sie als jüngste Gemeinderätin ins Kommunalparlament ein und wurde 2009 mit dem drittbesten Ergebnis der 20 Kandidaten wiedergewählt. Zeisset, keine Frage, ist eben eine Power-Frau, die an diesem Mittwoch in Berlin die Professor-Niklas-Medaille, die höchste Auszeichnung des Bundesagrarministeriums, bekommt. „Ich freue mich wahnsinnig darüber“, sagt Zeisset, die damit in einer Reihe illustrer Preisträger wie Ex-Umweltminister Klaus Töpfer oder Peter Harry Carstensen (beide CDU), dem früheren Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, steht.

Zeisset ist eine wichtige Stimme der Landwirtschaft im Netz

Was hat Agrarministerin Julia Klöckner bewogen, die südbadische Unternehmerin auszuzeichnen? „Jutta Zeisset hat die Kommunikation aus der Landwirtschaft heraus und für die Landwirtschaft auf neue Füße gestellt“, sagt die CDU-Politikerin. Zeisset sei eine der wichtigsten Stimmen der Landwirtschaft in den sozialen Medien. Dort engagiere sie sich mit „Fachlich- und Sachlichkeit, mit Empathie und einer außergewöhnlichen Vermittlungsgabe“. Dabei geht es ihr auch darum, die Bauern für die Öffentlichkeitsarbeit auf den Kanälen im Netz zu schulen. „Viele Leute wissen ja wenig von unserem Beruf. Da machen Vorurteile und falsche Aussagen die Runde“, sagt sie. Niemand könne dem authentischer entgegentreten als die Landwirte selbst: „Es hilft einfach, wenn die Leute direkt sehen, was ein Bauer auf dem Feld macht oder dass eine Wurst gut ist, weil sie vom Landwirt Müller oder Meier kommt.“

Sie selbst tummelt sich auf gleich 16 Facebook-Kanälen, von denen manche Zehntausende Abonnenten haben. Da geht es mal um Agrarpolitik, mal um die Schweinehaltung, die jungen Landfrauen oder ihre Lieblingsrezepte für Gebäck und Kuchen. Zeisset scheut sich auch nicht, bei umstrittenen Themen Stellung zu beziehen. Es sei richtig, dass die Spitzenpolitiker der großen Koalition das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration verschieben wollten. Es gebe in der Branche dazu schlicht keine Alternative: „Und es braucht einfach noch Zeit, bis wir so weit sind.“

Es geht mal um Agrarpolitik, mal um Lieblingsrezepte

Wie sie das alles schafft – die ganze Arbeit zwischen Trecker, Zwetschgenkuchen und Instagram & Co? „Keine Ahnung“, sagt sie lachend: „Es macht mir halt Spaß.“ Vielleicht hilft auch, dass Zeisset in ihrer Heimat tief verwurzelt und glücklich ist. Ans Weggehen denkt sie keine Sekunde: „Ich bin ein Dorfkind – und bleibe es.“