Auch im Bereich von Justitia hapert es mit der Gleichberechtigung. Foto: dpa/Arne Dedert

Auf den ersten Blick ist der Frauenanteil in Gerichten und Staatsanwaltschaften gar nicht schlecht. Dennoch plant die Justizministerin nun ein Mentorinnenprogramm. Ist das notwendig?

Eigentlich kann sich der Frauenanteil im höheren Justizdienst in Baden-Württemberg sehen lassen. 52 Prozent der Beamten im Richteramt und in der Staatsanwaltschaft im Land waren Mitte vergangenen Jahres weiblich. Doch in den obersten Führungspositionen sieht es anders aus. Kein Oberlandesgericht (OLG), keine Generalstaatsanwaltschaft wird von einer Frau geführt – auch Landesarbeitsgericht, Landessozialgericht, Landesfinanzgericht, Verwaltungsgerichtshof sind in Männerhand.

Bei den Landgerichten liegen die Leitungen in zwei von 17 Fällen und bei den Staatsanwaltschaften im Land in zwei von 19 Fällen bei Frauen. Im Justizministerium wird die Hälfte der Abteilungen, wenn man das Landesjustizprüfungsamt hinzuzählt, von Frauen geführt.

Mentorinnenprogramm soll Abhilfe schaffen

Justizministerin Marion Gentges (CDU) will nun mit einem Mentorinnenprogramm gegensteuern, das am Montag im Landgerichtsbezirk Stuttgart gestartet ist und landesweit ausgerollt werden soll. „Wir wollen die Hürden auf dem Karriereweg von Frauen identifizieren und dabei unterstützen, sie aus dem Weg zu räumen“, sagte Gentges unserer Zeitung. „Bereits jungen Kolleginnen wird dieses Programm Karrieremöglichkeiten und mögliche Wege zu Führungspositionen aufzeigen. Es ist wichtig, mit der Förderung und Unterstützung früh anzusetzen.“

Wie die Besetzung von Führungspositionen in der Justiz zum Politikum werden können, zeigte der Streit um die Spitze des OLG Stuttgart. Die Justizministerin hatte im vergangenen Jahr in einem bislang beispiellosen Verfahren versucht, eine Frau als Kandidatin durchzusetzen. Die Richterschaft hatte sich allerdings dagegen gestemmt.