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Die Aussagen seien "sicher umfassender, als man zu Beginn dieser Vernehmungsprozedur erwarten konnte". Das sagte der Vorsitzende Richter am Düsseldorfer Oberlandesgericht, Ottmar Breidling.

Düsseldorf - Mit umfangreichen Geständnissen haben die mutmaßlichen Sauerland-Terroristen die Justiz überrascht. Die Aussagen seien "sicher umfassender, als man zu Beginn dieser Vernehmungsprozedur erwarten konnte - deutlich mehr". Das sagte der Vorsitzende Richter am Düsseldorfer Oberlandesgericht, Ottmar Breidling, am Mittwoch. Drei der vier Angeklagten waren im September 2007 im Sauerland festgenommen worden, weil sie Bombenanschläge vorbereitet haben sollen.

Bis zum Ende der Woche würden die Vernehmungen formell abgeschlossen. Die Protokolle hätten dann wohl einen Umfang von mehr als 1000 Seiten. Nach seinem ersten Eindruck handele es sich um "sehr umfassende geständige Einlassungen", sagte Breidling. Die Aussagen der Islamisten sollen nach der Sommerpause ab dem 10. August verlesen werden.

Eine ähnliche Aussagebereitschaft habe er nur bei dem Prozess gegen ein Mitglied der Leibgarde des El-Kaida-Terroristenführers Osama bin Laden im Jahr 2003 erlebt, sagte Breidling. "Das ist schon etwas sehr Beachtliches." Im Sauerland-Prozess hat Breidling den vier Islamisten einen "spürbaren Strafnachlass" im Falle umfassender Geständnisse in Aussicht gestellt. Die Angeklagten hatten vor einem Monat Aussagen angekündigt und werden seitdem getrennt in den Gefängnissen durch Beamte des Bundeskriminalamtes vernommen.

Bundesanwalt Volker Brinkmann zeigte sich beeindruckt vom Inhalt der Vernehmungsprotokolle. "Ich habe das in dieser Art und Weise noch nicht erlebt", sagte er. Die Angeklagten sollen eine Terrorzelle der Islamischen Dschihad Union (IJU) gebildet und in Deutschland verheerende Anschläge mit Autobomben geplant haben. Drei der Islamisten waren am 4. September 2007 im sauerländischen Oberschledorn von der Spezialeinheit GSG 9 festgenommen worden. Einer wurde später in der Türkei verhaftet.

Die Atmosphäre im Gerichtssaal entspannte sich am letzten Verhandlungstag vor der Sommerpause deutlich: So zogen die Verteidiger einen Großteil ihrer Widersprüche zurück. Breidling lobte erneut ihre Arbeit. Auch die Angeklagten saßen entspannt auf ihren Bänken. Allerdings rief Breidling sie später zur Ordnung, nachdem sich die Islamisten während der Verhandlung teilweise auf arabisch unterhalten hatten.

Im weiteren Verlauf des Prozesses sollen die Angeklagten, wenn es um ihre Geständnisse geht, jeweils im Zeugenstand vernommen werden. Sie müssen dann nicht mehr hinter der Panzerglasscheibe auf der Anklagebank sitzen. Der direkte Kontakt zum Gericht habe sich bei anderen Verfahren als hilfreich erwiesen, erklärte Richter Breidling.