Heutzutage verbringen Kinder mehr Zeit in betreuten Institutionen als früher. Foto: dpa

Der Degerlocher Waldorfkindergarten Avalon will eine Jurtenkrippe in der Natur errichten. Die Nachfrage ist groß. Es wäre schade, wenn die Stadt Stuttgart diese Idee nicht unterstützt, kommentiert unsere Redakteurin Julia Bosch.

Degerloch - Eine Jurtenkrippe mitten in der Natur, in der Waldorfpädagogik gelebt wird: Für einige Menschen mag das nach Hokuspokus klingen. Tatsächlich aber hat die Waldorfpädagogik entgegen aller Klischees wenig mit dem Tanzen des eigenen Namens zu tun und viel mehr mit der Entwicklung des Individuums. Immer mehr Eltern erkennen dies, Waldorfkrippen und Naturkindergärten sind beliebt. Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass viele Kinder heutzutage deutlich mehr Zeit als früher in betreuten Institutionen verbringen. Eltern wollen genau wissen, wie ihre Kinder dort betreut werden und welche Werte vermittelt werden. Ihnen ist es wichtig, dass auch Kinder, die in der Stadt aufwachsen, den Bezug zur Natur behalten.

2019 wird Waldorfpädagogik 100 Jahre alt

Bei der derzeit herrschenden Betreuungsnot in Stuttgart ist es bedauerlich, dass die Stadt der Degerlocher Idee bisher nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat. Die Jurten sind bestellt und angezahlt. Wenn sich eine Fläche findet und die Stadtverwaltung eine spezielle Genehmigung erteilt, könnte die Krippe innerhalb von kurzer Zeit aufgebaut werden und vielen Kindern einen Betreuungsplatz verschaffen.

Dazu kommt ein besonderes Jubiläum: Im kommenden Jahr wird die Waldorfschulbewegung 100 Jahre alt. Damals wurde die erste staatlich anerkannte Waldorfschule der Welt eröffnet – in Stuttgart. Es wäre ein schönes Zeichen, wenn die Stadt Stuttgart auch dieses Mal wieder als eine der Pionierstädte vorangeht und diese so populär gewordene Pädagogik unterstützt, das Engagement der Eltern und Erzieher würdigt – und damit zugleich die Betreuungssituation in Stuttgart etwas entspannt.