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Vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart spricht Leverkusens Coach Jupp Heynckes im Interview über sein Verhältnis zu VfB-Teamchef Markus Babbel, die Erfahrung und den Spaßfaktor im Trainergeschäft.

Stuttgart - Jupp Heynckes ist zwar ein Trainer der alten Schule, aber einer mit neuem Elan. Seine letzte Aufgabe beim FC Bayern hat den Coach des VfB-Gegners an diesem Sonntag (15.30 Uhr) für seine Tätigkeit beim Tabellenführer Bayer Leverkusen "inspiriert und hat neue Lust geweckt".

Herr Heynckes, Sie sind ein alter Hase. Ist die bevorstehende Partie gegen den VfB dennoch etwas Besonderes für Sie?

Natürlich, ich verfolge das Geschehen in Stuttgart auch wegen Markus Babbel sehr aufmerksam. Wie Sie wissen, kennen wir uns schon sehr lange und sehr gut. Markus ist mir schon aufgefallen, als er beim FC Bayern mit der B-Jugend Meister wurde. Auch später haben wir immer Kontakt gehabt.

Wie haben Sie Babbel damals kennen- gelernt?

Als einen zuverlässigen, ehrlichen, korrekten und intelligenten Spieler. Seine großartigen Erfolge sprechen da für sich.

Wie erleben Sie seine Entwicklung als Trainer?

Mir hat es imponiert, wie er im vergangenen Jahr gestartet ist. Aber auch seine aktuelle Arbeit mit dem VfB schätze ich sehr.

Pardon, der VfB ist derzeit 16.

Dass es in einer Trainerlaufbahn nicht immer nur nach oben geht, ist doch klar. Wie überall im Leben gibt es Höhen und Tiefen. Und als Trainer ist man nicht immer für die Tiefen verantwortlich.

Wo liegt dann das Problem?

Aus der Distanz betrachtet, könnte ein Faktor sein, dass der VfB in der Champions League spielt. Einerseits ist das toll. Andererseits ist es auch eine zusätzliche Belastung, die man erst mal meistern muss. Aber man kennt das ja in Stuttgart. Nach der Meisterschaft hatte man ja eine ähnliche Situation. Das sind Erfahrungen, die ein Trainer machen muss. Aber ich halte Markus für einen qualifizierten jungen Trainer, der seinen Weg gehen wird.

Erfahrung oder Jugend? Heynckes oder Babbel? Was sind im heutigen Trainergeschäft die Erfolgsgaranten? Hätte ein erfahrener Trainer ähnliche Fehler gemacht wie Markus Babbel zu Beginn der Saison?

Ich kann nicht beurteilen, was Markus in dieser Saison gemacht hat. Grundsätzlich gibt es für mich nur gute und kompetente Trainer oder weniger gute. Natürlich spielt wie in jedem Beruf die Erfahrung eine wichtige Rolle. Man kann nicht wegdiskutieren, dass es sich auszahlt, wenn man im Fußball schon alles erlebt hat. Man macht dann in schwierigen Situationen genau das, was notwendig ist.

Älteren Trainer fehlt manchmal das Feuer, der Elan. Doch Ihnen wird genau das Gegenteil nachgesagt. Es heißt, das Kurzengagement beim FC Bayern in der vergangenen Saison habe Ihre Akkus wieder neu geladen.

(Schmunzelt.) Die Akkus habe ich eher in den zwei Jahren davor geladen, als ich nicht aktiv war. Obwohl ich in der Zeit auch mit Krankheiten zu kämpfen hatte. Aber es ist schon richtig, dass mich diese fünf Wochen beim FC Bayern inspiriert haben. Sie haben die Lust am Fußball neu geweckt. Mir macht die Arbeit hier genauso viel Spaß wie in den letzten Wochen beim FC Bayern.

Stichwort Spaß - wie groß ist der Spaßfaktor im heutigen Trainergeschäft?

Das mit dem Spaß ist so eine Sache. Heutzutage darf man sich ja nie zurücklehnen. Man darf nie nachlassen, muss immer das Ganze im Blick haben und es verantworten. Daher ist der Spaßfaktor manchmal sehr gering. Spaß kann man haben, wenn man am vorletzten Spieltag schon Meister ist, so wie ich es einmal beim FC Bayern erlebt habe.

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