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U19-Coach Paul McGuinness geht es beim Mercedes-Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast nicht um den Sieg, sondern um Erfahrung - hier der Live-Stream, Samstag ab 8.30 Uhr.

Sindelfingen - Die Rivalität zwischen England und Deutschland ist die Mutter aller Rivalitäten im Fußball. Um so bemerkenswerter ist es, wenn ein englischer Trainer zugibt: „Wenn wir unser Bestes geben, ist es nicht gut genug für die besten Teams aus Deutschland.“ Gesagt hat das Paul McGuinness (46), seit 20 Jahren Jugendtrainer beim Spitzenclub Manchester United. Mit seinem U-19-Team spielt er beim Junior Cup im Sindelfinger Glaspalast. Nicht, um zu gewinnen. „Wir sind ja realistisch“, sagt er. Sondern, um Erfahrung zu sammeln und sich das eine oder andere von den Deutschen und ihrer Nachwuchsarbeit abzuschauen.

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„Die Unterschiede sind enorm“, sagt Paul McGuinness, „die deutsche Jugendarbeit ist viel besser als die englische.“ Man müsse nur die Nationalteams vergleichen. „Deutschland war fast immer mindestens im Halbfinale großer Turniere“, sagt er und stockt kurz: „England eher nicht.“ Die Gründe dafür liegen für McGuinness hauptsächlich im Jugendbereich – und in der Tatsache, dass in der Premier League 85 Prozent der Spieler nicht von der Insel stammen. „Unsere Jugendlichen haben es wahnsinnig schwer, den Sprung nach oben zu schaffen.“

Dabei ist es nicht so, als hätten McGuinness und sein Team in den vergangenen Jahren keine Talente zu Stars gemacht. Paul Scholes, Danny Welbeck und David Beckham haben seine Schule durchlaufen. Die Jungs, mit denen er im Glaspalast an den Start geht, heißen Liam Grimshaw, Jack Barmby oder Jonathan Sutherland. Und für sie ist fast alles neu. In England gibt es keine Hallenturniere. McGuinness beobachtet seine Schützlinge genau. Nicht wegen der fußballerischen Fähigkeiten – die kennt er ja. Aber wie kommen die 16- bis 17-Jährigen mit den rund 4500 Zuschauer klar? Wie gehen sie mit dem Druck um? Wie reagieren sie auf eigene Fehler? „Alles Qualitäten, die die Spieler beim Sprung in die erste Mannschaft brauchen“, sagt McGuinness, dessen Jungs sich am Freitag erwartungsgemäß schwer taten. Der 1:2-Auftaktniederlage gegen den FC Schalke ließen sie ein 1:1 gegen den FC Kopenhagen folgen, dann setzte es eine 0:4-Pleite gegen den VfB.

Paul McGuinness hat Recht behalten. Damit, dass die deutschen Teams (noch) zu stark sind für die englischen. Wenn es nach ihm geht, muss sich in England schnell etwas ändern. Doch er weiß, dass so etwas im Mutterland des Fußballs Zeit braucht. „In Deutschland denken die Menschen logischer. Wenn es ein Problem gibt, werden Lösungen gesucht und umgesetzt. In England werden auch Lösungen gesucht, aber dann kommt jemand, der sagt: Das haben wir doch immer so gemacht“, sagt er. Ein erster Schritt soll nun sein, die Academy League, die höchste Jugendspielklasse, von derzeit 40 auf 20 oder weniger Teams zu reduzieren. „Damit nur die Besten gegen die Besten spielen“, wie McGuinness betont. Außerdem wünscht er sich Hallenturniere auf der Insel – wie das im Glaspalast. Erste Erfahrungen haben er und sein Team ja nun gesammelt.