Der JU-Vorsitzende Tilman Kuban gilt als Kritiker Kramp-Karrenbauers. Foto: dpa/Peter Steffen

Die Junge Union befasst sich auf ihrem „Deutschlandtag“ in Saarbrücken mit der Forderung nach einer Urwahl des Kanzlerkandidaten. Das richtet sich klar gegen die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer. „AKK“ könnte deutlich geschwächt werden.

Berlin - Die Junge Union gibt sich gerne als Stachel im Fleisch der eigenen Partei. Diesem Ruf wird die Nachwuchsorganisation der CDU mit ihrem bis Sonntag andauernden „Deutschlandtag“ in Saarbrücken wieder einmal mehr als gerecht. Die Parteijugend befasst sich mit der Forderung, über die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien künftig per Urwahl zu entscheiden. Als CDU-Chefin hätte Kramp-Karrenbauer eigentlich den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur. Aufgrund schlechter Umfragewerte und diverser Fehler steht die Saarländerin jedoch unter Druck. Sie gilt als angezählt.

Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, beteuerte zwar im Vorfeld, die Urwahl-Überlegungen richteten sich nicht gegen Kramp-Karrenbauer. Es gehe um den Wunsch der Basis nach mehr Mitsprache, sagte der Niedersachse. Doch ein Votum für die Urwahl ausgerechnet in Kramp-Karrenbauers Heimat, käme mindestens einem Misstrauensvotum, wenn nicht sogar einer Kriegserklärung der Nachwuchsorganisation gegen die CDU-Vorsitzende gleich. Eine Befassung des Bundesparteitags in sechs Wochen mit der Forderung wäre die Folge. Kramp-Karrenbauer stellte bereits vor einigen Tagen wenig überraschend klar, dass sie eine Urwahl zur Entscheidung über die Kanzlerkandidatur ablehnt. Vor dem „Deutschlandtag“ unterstrich sie ihre Haltung: „Wir haben in einigen Landesverbänden Urwahlen durchgeführt – nicht immer mit dem besten Ergebnis für den inneren Zusammenhalt“, sagte Kramp-Karrenbauer dem Berliner „Tagesspiegel“ vom Freitag. Gleichzeitig zeigte sich die CDU-Vorsitzende kämpferisch. Sie habe im letzten Jahr gezeigt, „dass ich vor keinem demokratischen Auswahlverfahren Angst haben muss“, erinnerte Kramp-Karrenbauer an ihren Sieg gegen Friedrich Merz und Jens Spahn bei der Abstimmung über den Parteivorsitz.

AKK erinnert an ihren Erfolg über Merz und Spahn

Die beiden damaligen Konkurrenten der CDU-Chefin sprechen in Saarbrücken ebenso zu dem Unionsnachwuchs wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet. Die drei Männer gelten als mögliche Kanzlerkandidaten, wenn Kramp-Karrenbauer nicht zum Zug kommt. Die Rede der Parteivorsitzenden ist erst für den Sonntag angesetzt – zu spät, um die Junge Union persönlich von ihrer Kritik an einem Urwahl-Verfahren zu überzeugen. Die Debatte dazu stand bereits für Freitagabend auf dem Programm des „Deutschlandtags“. Die Abstimmung sollte je nach Verlauf spätestens am Samstag stattfinden.