OB Frank Nopper bei der Eröffnung der Brycke. Er setzte große Hoffnungen in das Projekt. Foto: Lichtgut

150 Start-ups waren in der Brycke. Nun beendet die Stadt das Projekt zum 31. Juli. Das Hotel Central verabschiedet sich aus der Brycke mit einer Closing-Party am Samstag.

Ich hätte da eine neue Idee, ein tolles Produkt oder Geschäftsmodell im Kopf: Aber kann ich damit auch Geld verdienen? Und wenn ja, wie bekomme ich das hin? Fragen, die sich potenzielle Gründerinnen und Gründer häufig stellen, ehe sie den Schritt wagen und ein Start-up-Unternehmen ins Leben rufen. Stuttgart ist nicht gerade dafür bekannt, eine Start-up-Hochburg zu sein. Im vergangenen Jahr lag laut Next Generation Report 2024 Heidelberg im deutschen Städtevergleich ganz vorne. 13,5 Gründungen pro 100 000 Einwohner konnte man dort verzeichnen. München und Berlin folgten, Stuttgart lag nur auf Rang 13 (6,3 Gründungen). Das soll besser werden, darüber ist man sich auch im Rathaus der Landeshauptstadt einig.

 

Ein Projekt, um Start-up-Unternehmen in Stuttgart zu fördern, ist die Brycke. Eine rund 360 Quadratmeter große Fläche an der Schmalen Straße 9 bis 13 in der Innenstadt wurde hergerichtet, um Gründerinnen und Gründern stationären Handel zu ermöglichen – ohne sich langfristig vertraglich binden oder ganz tief in die Tasche greifen zu müssen. 35 Euro pro Quadratmeter und Monat galt es zu bezahlen, die Größe der Fläche war frei wählbar. Im Dezember 2022 ging es los. Oberbürgermeister Frank Nopper setzte große Hoffnungen in das Projekt: „Die Brycke ist ein idealer Ort für junge Gründer und Start-ups mitten in der Innenstadt. Die städtische Wirtschaftsförderung nutzt leer stehende Räumlichkeiten für neue Konzepte und unterstützt gleichzeitig auch den innerstädtischen Einzelhandel. Die Brycke baut damit Brücken zu innovativen Geschäftsmodellen.“

150 Start-ups waren in der Brycke

Bislang konnten rund 150 Start-ups an der Schmalen Straße ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen präsentieren. „Das Projekt der städtischen Wirtschaftsförderung bot temporäre Pop-up-Flächen, individuelle Beratung und umfangreiche Netzwerkmöglichkeiten“, hieß es jüngst aus dem Stuttgarter Rathaus. Doch nun ist Schluss mit der Brycke in ihrer bisherigen Form. „Die Schließung des stationären Standorts erfolgt vor dem Hintergrund der hohen Kosten, dem personellen Aufwand und der angespannten Haushaltssituation der Landeshauptstadt.“

Gründerinnen und Gründer konnten ihre Produkte und Ideen präsentieren. Foto: Ferdinando Iannone

Die Wirtschaftsförderung arbeite aber bereits an einem Relaunch der Marke Brycke und entwickle neue Formate zur Start-up-Förderung. Insbesondere sei geplant, ein Schaufenster im ehemaligen Kaufhaus-Gebäude an der Eberhardstraße für Start-ups zur Verfügung zu stellen. Auch die Koordination temporärer Räume werde als bewährtes Instrument der Start-up-Förderung fortgeführt. „Wichtig ist uns, dass auch in Zukunft Start-ups die Möglichkeit geboten wird, in Stuttgart Fuß zu fassen, zu wachsen und einen Beitrag zur Stärkung der Attraktivität der Landeshauptstadt zu leisten“, betont Wirtschaftsförderer Torsten von Appen, der seit knapp drei Monaten im Amt ist. Sein Vorgänger Bernhard Grieb war ein bekennender Fan des Projekts: „Wir haben etwas gewagt. Die Situation für die Einzelhändler und Gründer nach Corona ist kein Selbstläufer. Aber ich kann sagen, dass es bisher super gelaufen ist“, sagte er in einer ersten Bilanz nach vier Monaten Brycke.

Aktuell ist das Hotel Central zu Gast

Auch einige Monate später gab es nur lobende Worte von Grieb: Er habe mit allen Gründerinnen und Gründern gesprochen. Die einhellige Meinung sei gewesen: Die Kundinnen und Kunden kommen und kaufen. „Seit der Eröffnung gab es zahlreiche Start-ups, die von dem Projekt profitiert haben“, sagte Grieb. Viele konnten in den Bereichen Marketing und Verkauf wichtige Erfahrungen sammeln. Zudem sei die direkte Rückmeldung der Kundinnen und Kunden wichtig, um die Produkte verbessern zu können. Es gehe nicht immer um Umsatz. Aber es habe auch in der Brycke Unternehmen gegeben, die gut verkauft hätten.

Aktuell ist noch der Brycke Creative Market des Vereins Hotel Central an der Schmalen Straße zu finden. Er schließt zum 31. Juli. Der Verein, der sich der Förderung und Vernetzung der lokalen Subkultur-Schaffenden verschrieben hat, hat die Flächen in den vergangenen drei Monaten bespielt. Es gab Co-Working-Spaces, eine Kunst-Ausstellungsfläche sowie eine Verkaufsfläche für kreative Start-ups aus der Region und für Mitglieder des Vereins. Das Untergeschoss wurde für Vorträge, Workshops und Streamings des hauseigenen DJ-Projekts „Lobby Radio“ genutzt.

Das Hotel Central verabschiedet sich aus der Brycke mit einer Closing-Party am Samstag, 2. August, ab 16 Uhr.