Der Angreifer hatte ein Messer mit rund zehn Zentimeter langer Klinge (Symbolbild). Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Eine 17-Jährige geht spätabends über einen Feldweg bei Aspach – plötzlich steht ihr ein Mann mit einem Messer gegenüber. Der Angreifer muss sich jetzt vor dem Landgericht Stuttgart verantworten.

Aspach/Stuttgart - Der Schreck der jungen Frau muss riesig gewesen sein: Am einem Abend im Juni dieses Jahres war sie gerade auf einem Feldweg bei Aspach (Rems-Murr-Kreis) unterwegs, als ihr ein Fremder mit einem Messer in der Hand entgegen kam. Was genau den Mann, der sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Stuttgart verantworten muss, zu dem plötzlichen Angriff verleitet hat, ist unklar.

Laut Informationen unserer Zeitung scheint ein sexuelles Motiv unwahrscheinlich, denn er soll nicht versucht haben, die Frau zu betatschen oder zu vergewaltigen. Fest steht, dass es zu einem Kampf der beiden kam und die 17-jährige Erntehelferin Schnittverletzungen an der Hand sowie Prellungen davontrug und noch heute unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet.

Angreifer hält dem Mädchen Mund und Nase zu

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann die junge Frau packte, als sie zu schreien begann. Als ihr Handy herunterfiel, soll er es ins Feld geworfen haben, woraufhin sie versuchte, ihm das Messer abzunehmen, und dabei die Schnitte in die Hand abbekam. Der Angreifer erlangte sein Messer wieder, steckte es jedoch in den Boden, und hielt seinem Opfer Mund und Nase zu. „Er ließ erst von ihr ab, als sich ein Fahrzeug näherte“, so der Staatsanwalt.

Lesen Sie hier unsere Meldung zum damaligen Vorfall

Dem Mann, der sich nun wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung verantworten muss, bescheinigte der Staatsanwalt „leicht geminderte Intelligenz“, eine posttraumatische Belastungs- sowie eine Verhaltensstörung. Immer wieder gab der Mann auf der Anklagebank unbeholfene Laute von sich. Wie alt er ist, kann er nicht sagen. Die Polizei ging seinerzeit von 21 Jahren aus, doch auf den ersten Blick wirkt der Mann mit der großen Narbe am Unterkiefer älter.

Auch wo genau er geboren wurde, weiß der Angeklagte nicht. Nur seinen Namen murmelt er dem Dolmetscher zu, der das Farsi des Afghanen übersetzt. Von seinem Mandanten, das deutet der Pflichtverteidiger an, werde man in dem Prozess „wohl nicht viel Sachdienliches hören“.

Eine Psychiaterin soll den geistigen Zustand des Angeklagten prüfen

Da der Staatsanwalt davon ausgeht, dass der psychisch kranke Mann zwar schuldunfähig ist, aber eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, soll er in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden. Schon seit dem Juli ist der Mann in einer Klinik.

Vor dem Landgericht ist am Donnerstag nur die Anklageschrift verlesen worden. Der Prozess geht am 7. Januar weiter – dann wird auch eine psychiatrische Sachverständige dabei sein, die den geistigen Zustand des Angeklagten eingehender untersuchen soll.