Der Juze-Vorstand: Domenic Bücheler, Michelle Kluge und Daniel Seeger (von links) Foto: Gottfried Stoppel

Politiker der Backnanger AfD behaupten, aus dem Umfeld des Jugendzentrums stammten Straftäter. Der Juze-Vorstand weist die Vorwürft zurück. Die Stadt erklärt, ein Gespräch mit dem Juze war sehr gut und konstruktiv.

Backnang - Das Jugendzentrum (Juze) in Backnang ist seit der Gründung im Jahr 1971 bunt. Die meisten Mitglieder des Trägervereins und auch viele Gäste dürften sich dem linken politischen Spektrum zuordnen. Laut Satzung ist das Juze aber politisch neutral, es ist eine weit über fast alle Grenzen der Parteien hinweg anerkannte Institution in der Murrstadt. Das Juze in der Mühlstraße gilt als das bundesweit älteste selbstverwaltete Jugendzentrum. Die Mitglieder organisieren alle paar Wochen Rockkonzerte und die legendäre Murr-Regatta, ein Spaßbootrennen, das seit mehr als 30 Jahren im Sommer ausgetragen wird und viele Schaulustige anlockt.

Früher lagen die Juze-Verantwortlichen oft im Streit mit der Stadt. Etwa weil die Konzerte angeblich zu laut waren oder Besucher zu schrill. Das Verhältnis hat sich längst normalisiert. Doch seit ein paar Wochen ist das Juze unter Beschuss. Die Backnanger AfD behauptet, „im Umfeld“ des Jugendzentrums tummelten sich gewaltbereite linksradikale Straftäter. Diese „kriminellen antifaschistischen Extremisten“ hätten am 23. Dezember einen Backnanger Gastwirt „körperlich angegriffen“, weil dieser einen Nebenraum seiner Gaststätte der AfD für Veranstaltungen zur Verfügung stelle. Der AfD-Stadtrat Michael Malcher behauptet ferner, Personen aus dem Juze-Umfeld hätten in der Nacht zum 10. Februar sein Haus im Seehofweg mit Farbbeuteln beworfen und geparkte Autos zerkratzt.

Polizeisprecher: „kein konkreter Tatverdacht“

Der Sprecher des Aalener Polizeipräsidiums, Rudolf Biehlmaier, bestätigt die beiden Vorfälle. Er spricht von „politisch motivierten Taten von linker Seite“. Es gebe aber „keinen konkreten Tatverdacht“. Das Juze spiele bei den Ermittlungen keine Rolle, so Biehlmaier.

Nachdem die AfD Ende Januar im Gemeinderat die Stadtverwaltung aufgefordert hatte, dem Juze die Förderung zu streichen, hat jetzt ein Gespräch mit dem Juze-Vorstand stattgefunden, an dem unter anderem der Erste Bürgermeister Siegfried Janocha teilgenommen hat. Michelle Klug, die Vorsitzende des Juze-Vereins, sagt, sie und ihre Vorstandskollegen hätten in dem Gespräch deutlich gemacht, dass „wir nichts zu verbergen haben“. Man wisse nicht, wer die Täter seien. Sollten Mitglieder des Juze an den Straftaten vom 23. Dezember beziehungsweise vom 10. Februar beteiligt gewesen sein, würden diese aus dem Verein ausgeschlossen – wegen vereinsschädigenden Verhaltens.

Der Vorstand, das fügt sie dann hinzu, könne freilich nicht wissen, was Mitglieder in ihrer Freizeit machten. Das Juze sei jedoch, wie alle Stadträte auch, an der Aufklärung der Straftaten interessiert. Die Stadtverwaltung erklärt auf Anfrage lediglich, das Gespräch mit dem Juze-Vorstand sei „sehr gut und konstruktiv gewesen“. Details würden in der Gemeinderatssitzung am 27. Februar erläutert.

AfD-Mann: „Die Juze-Leute sind Profis im Anlügen“

Das Juze verlangt nun von der AfD eine Entschuldigung, denn an den Vorwürfen sei nichts dran. Michelle Klug sagt: „Wir sind nicht das einzige Jugendzentrum in Deutschland, das von der AfD angegriffen wird.“ Malcher bleibt bei seinen Bezichtigungen, er behauptet, die Straftäter kämen „zweifelsohne aus dem Umfeld des Juzes“. Die Juze-Leute seien, legt er gleich noch eins drauf, „Profis im Anlügen“.