Über die Arbeit im Korber Jugendtreff gibt es unterschiedliche Meinungen. Der Förderverein sieht massive Defizite, die Paulinenpflege will dies nur für das vergangene halbe Jahr gelten lassen. Weil Mitarbeiter wegfielen, gab es nur ein Notprogramm. Foto: Pascal Thiel

Über die Arbeit im Jugendtreff Korb gibt es Streit. Der Förderverein hat die Paulinenpflege als Betreiberin harsch kritisiert. Der Verein sieht soviele Aufgaben und Pflichten vernachlässigt, dass er sich eine Zusammenarbeit nicht mehr vorstellen kann.

Korb - Ein unattraktives Angebot, falsche Öffnungszeiten, kein Streetwork, keine nachhaltige Gruppenarbeit, eine schlechte Kommunikation und kaum Verlässlichkeit: die Liste der Dinge, die der Förderverein Jugendtreff Korb an der Paulinenpflege als Betreiberin des Jugendtreffs kritisiert, ist lang und ließe sich noch fortsetzen. Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hat der Verein seine Sichtweise zur Situation in der Einrichtung präsentiert. Für die Vorstände ist klar: Es gibt keine Basis mehr, mit der Paulinenpflege zusammenarbeiten, da diese ihren Aufgaben und Pflichten nicht nachkomme.

Der Frust sitzt tief beim Förderverein

Die Diakonische Einrichtung stellt seit neun Jahren als Dienstleister die Mitarbeiter im Jugendtreff und übernimmt die Umsetzung der Jugendarbeit in der Gemeinde. „Wir sind sehr froh, dass wir einen Partner an der Seite haben, der uns personell und fachlich unterstützt“, sagt Bürgermeister Jochen Müller. Das sieht der Förderverein ganz anders – bei den Vertretern hat sich jede Menge Frust angestaut. „Vor drei Jahren hatten wir den ersten Knatsch. Danach haben wir es nochmal versucht, aber es tut sich nichts“, sagt Ufuk Secilmis, der erste Vorsitzende des Fördervereins.

Der Verein hat für die Präsentation etwa 250 Korber Kinder und Jugendliche nach ihrer Meinung gefragt. Diese Ergebnisse werfen ebenfalls kein gutes Bild ab: Laut der Umfrage kennen nur wenige den Jugendtreff oder den Streetworker überhaupt und diejenigen, die das Zentrum besuchen, fühlen sich nicht ernst genommen. Sauer aufgestoßen ist dem Förderverein auch die Absenkung der Altersgrenze im Jugendtreff von 27 auf 21 Jahre. „Das ist nicht akzeptabel“, sagt Ufuk Secilmis.

Paulinenpflege: in Korb wird gute Arbeit gemacht

Die Vertreter der Paulinenpflege können dieses subjektive Empfinden nachvollziehen. Aber in dem Jugendtreff gebe es wenig Platz, und den wolle man für jüngere Besucher freihalten: „Wir wollen nicht, dass das Jugendhaus von Erwachsenen besetzt ist“, sagt Joachim Hoffmann, der Geschäftsführer des Jugendhilfeverbundes der Paulinenpflege.

Auch ansonsten sei er überzeugt, dass seine Mitarbeiter eine sehr gute Arbeit in Korb machen würden – das vergangene halbe Jahr einmal ausgenommen. „Wir mussten ein Notprogramm fahren“, sagt Hoffmann. Kurz hintereinander sind beide hauptamtlichen Mitarbeiter ausgefallen (wir berichteten). „Darunter hat die Streetwork gelitten, aber auch die Gruppenarbeit“, sagt Hoffmann. Seit 1.Oktober sind zwei neue Mitarbeiter da, die sich nun zum Beispiel an den Schulen bekannt machen würden. Man wolle wieder voll durchstarten – und zwar zunächst mit dem bewährten Angebot.

Eine Mitarbeit des Fördervereins wird begrüßt

Grundsätzlich, so Hoffmann, gebe allerdings nicht die Paulinenpflege die Richtung der Jugendarbeit vor, sondern die Kommune. In insgesamt 14 Gemeinden ist die Paulinenpflege als Dienstleister für die Jugendarbeit engagiert. Einen Förderverein gebe es jedoch nur in Korb. Die Mitarbeit und Beteiligung der Ehrenamtlichen sei auch eine gute Sache: „Wir sehen das sehr positiv und unsere Offenheit ist groß“, sagt Hoffmann. Zudem gebe es schon länger die Idee, einen Beirat einzurichten, mit Vertretern des Gemeinderates, der Paulinenpflege, der Verwaltung und des Fördervereins. Aber, betont Joachim Hoffmann, es gebe beim Engagement des Fördervereins auch Grenzen: „Wenn es starke Kräfte vor Ort gibt, die versuchen ihre Sachen durchzudrücken, müssen wir unseren Mitarbeitern den Rücken stärken.“

Der Bürgermeister hofft auf einen gemeinsamen Weg

So bald wie möglich will die Paulinenpflege nun ihre Arbeit dem Korber Gemeinderat vorstellen. „Dann werden wir bald diskutieren, ob wir etwas an der Jugendarbeit ändern oder nicht“, sagt Bürgermeister Müller. Er hofft, dass ein gemeinsamer Weg gefunden wird. „Ich denke, wir müssen aufpassen, dass nicht zuviel Energie für gegenseitige Vorwürfe aufgewendet wird“, sagt er. Allzuviel Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gibt es aber aus Sicht von Ufuk Secilmis nicht: „Alle wollen einen Cut und die Jugendarbeit neu aufbauen. Die Zusammenarbeit mit der Paulinenpflege ist zu kräftezehrend.“