Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat 24 Personen mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet – darunter auch Tobias Merckle vom Leonberger Seehaus.
Große Ehre für Tobias Merckle: Der geschäftsführende Vorstand des Seehaus-Vereins hat an diesem Freitagnachmittag im Mannheimer Barockschloss den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg erhalten. Anlass für die Auszeichnung sind Merckles Verdienste im Bereich der Kriminalprävention sowie der Jugend-, Opfer- und Flüchtlingshilfe.
24 Persönlichkeiten werden von Ministerpräsident Kretschmann geehrt
In diesem Jahr verlieh Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Orden für herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung an 24 Persönlichkeiten. Die Leistungen, die sie erbracht haben, könnten unterschiedlicher kaum sein. Sie reichen von der Erfindung eines behindertengerechten Fahrzeugs über Errungenschaften in Kommunalpolitik und Medizin bis hin zum Erhalt des Schwäbisch-Hällischen Hausschweins. Tobias Merckle indes hat 2001 das Resozialisierungsprojekt „Seehaus Leonberg“ gegründet.
Der gemeinnützige Verein ist in den Bereichen Opfer- und Straffälligenhilfe tätig sowie in der Prävention. Er betreibt Einrichtungen in Leonberg und Leipzig. Dort wird eine freie Form des Strafvollzugs praktiziert, als Alternative zum geschlossenen und offenen Strafvollzug – und das mit Erfolg. Merckle gründete außerdem im Jahr 2013 die Stiftung Hoffnungsträger. Sie betreibt sogenannte „Hoffnungshäuser“, in denen Flüchtlinge und einheimische Menschen zusammenleben. Ein solches gibt es auch in Leonberg.
Unternehmersohn Merckle, der als Hobbies Judo, Skifahren, Bergsteigen, Tanzen und Motorradfahren angibt, wurde 1970 in Ulm geboren. 1990 weilte er für ein Freiwilliges Soziales Jahr in den USA. Dabei besuchte er auch ein Gefängnis – was den Impuls zum einen für ein Sozialpädagogik-Studium und zum anderen für die Schaffung einer Alternative zum Jugendstrafvollzug gab.
Studiert hat Tobias Merckle von 1991 bis 1997 in Lüneburg, unterbrochen von einem Auslandssemester an der Columbia University im US-Bundesstaat New York. Im Anschluss daran arbeitete er bei Prison Fellowship International (PFI), einer Nicht-Regierungsorganisation, die im Bereich der christlichen freien Straffälligenhilfe agiert. Für PFI war er zunächst im schweizerischen Lausanne und schließlich bis Oktober 2001 in Reston im US-amerikanischen Bundesstaat Virginia tätig. Danach folgte die Gründung des Seehauses.
Toleranz, Respekt und Anerkennung im Mittelpunkt
Anfang des Jahres formulierte Merckle bei einer Veranstaltung in Gerlingen, dass für ihn Werte wie Toleranz, Respekt und die Anerkennung, dass alle gleich viel wert sind, die Grundlagen für eine funktionierende Gesellschaft seien. All dies vertritt er auch als Vorsitzender des Seehauses, dessen Beratungsstelle zur Traumaverarbeitung im vergangenen November zehnjähriges Bestehen feierte. Dabei sollen Opfer eine Stimme bekommen, um sich Gehör zu verschaffen.
Im kommenden Jahr ist dann das 25-jährige Bestehen des Seehauses an der Reihe.