Das Internet gehört ganz selbstverständlich zum Erwachsenwerden. Doch wie gefährlich sind pornografische Inhalte für Kinder und Jugendliche?
Stuttgart - Hat die Jugend zu viel Pornografie im Kopf? Der Sexualwissenschaftler Jakob Pastötter hält es für „verheerend, dass Kinder und Jugendliche damit aufwachsen“. Pornografie gehöre nicht in Kinderhände, weil sie eine Stimulanz sei wie Alkohol, Nikotin oder Drogen, die Heranwachsende nicht verarbeiten könnten. Verbote seien ein zweischneidiges Schwert, da sie die Dinge erst richtig interessant machten, sagte Pastötter, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualwissenschaft (DGSS), unserer Zeitung. „Andererseits werden Grenzen aufgezeigt. Verbote reichen nicht aus, aber es ist nötig, Stellung zu beziehen.“
Verzerrtes Bild von Partnerschaft und Sexualität
Auch Dieter Schuchhardt von Pro Familia, einem Verbund von Beratungsstellen, warnt: „Früher hat man als Fünfjähriger in der Videothek nichts ausleihen können, mit 15 vielleicht. Heute kann man mit fünf harte Pornos im Netz anschauen.“ Pornografische Inhalte seien im Internet jederzeit, kostenlos und unbegrenzt verfügbar. Berater wie der Frankfurter Sexualpädagoge sehen einen klaren Zusammenhang zu dem verzerrten Bild von Partnerschaft und Sexualität, das viele junge Leute heute haben.
Neue Studie erscheint im Oktober
Genauso wie viele Eltern sind sich auch die Fachleute bisher aber uneins, ob der Konsum pornografischer Inhalte im Netz bei Kindern und Jugendlichen einen großen Schaden anrichtet. Frühere Studien haben die negativen Folgen von Pornografie für Jugendliche eher gering eingeschätzt. Der Konsum würde bei den meisten weder zu Internet-Sexsucht noch zur Unfähigkeit zu Liebe und Partnerschaft führen, so der Tenor.
Im Oktober erscheint zu diesem Thema eine neue Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Jugendsexualität 2014/15“. Dafür sind 5750 Jugendliche, Eltern und junge Erwachsene befragt worden.