Von Montag an haben Jugendliche in Stuttgart wieder die Möglichkeit, den Jugendrat zu wählen. Foto: Stadt Stuttgart

Heute beginnen die Wahlen für den Jugendrat 2014 bis 2016. Das Interesse ist jedoch gering. In den Stadtbezirken, in denen es keinen Jugendrat geben wird, können sich die Jugendlichen über eine Projektgruppe engagieren.

Innenstadt - Mehr Grünflächen, mehr Platz zum Fußballspielen – egal ob drinnen oder draußen – nennen die Kandidaten für den Jugendrat Süd reihum als ihre größten Anliegen. Die Jugendlichen, die sich für das Gremium wählen lassen wollen, haben in erster Linie den Wunsch, mehr Platz für sich und ihre Altersgenossen zu bekommen. Einige sind auch im Jugendrat, weil sie sich schlicht engagieren wollen. Das sagt zum Beispiel die Studentin Fee. Vier Jahre war sie nun im Jugendrat Süd aktiv, jetzt verabschiedet sie sich aus Altersgründen aus dem Nachwuchsgremium. Auch Chiara teilt ihre Meinung. „Ich finde es toll, mich für andere Jugendliche im Stadtbezirk einsetzen und etwas bewegen zu können“, sagt die Jugendrätin.

Längst nicht alle Jugendlichen gehen zur Wahl

Exakt 17 Kandidaten haben sich für das Gremium im Süden aufstellen lassen, 13 Plätze gibt es. Mitmachen darf dort aber laut dem Jugendrat-Betreuer Oliver Augustin jeder. „Viele werden ausscheiden im Laufe der Zeit“, kündigt er an. Daher dürfen auch die nicht gewählten Jugendlichen von Anfang an dabei sein und später nachrücken.

Heute, 13. Januar, beginnt die Wahl für den Stuttgarter Jugendrat. Bis Ende des Monats haben rund 15 500 Stuttgarter Jugendliche die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben – in Schulen, Jugendhäusern und per Briefwahl. Doch bei der Möglichkeit wird es wohl bleiben. Denn längst nicht alle Jugendlichen gehen zur Wahl. „Wir haben immer das Problem, dass zu wenige wählen“, sagt Roberta Walser, die seit vier Jahren im Jugendrat Ost ist und mit dem Ende dieser Wahlperiode aufhört. Dabei könne sie nur an jeden appellieren, sich zu beteiligen – bei der Wahl und im Jugendrat.

Nur in zwölf Stadtbezirken genug Kandidaten

„Man hat sehr viele Möglichkeiten, mit Menschen und Politikern in Kontakt zu kommen“, sagt die 18-jährige Studentin. Man könne als Jugendlicher Ideen umsetzen, statt immer nur zu reden. „Ich bedauere es sehr, dass ich jetzt aufhöre. Der Jugendrat wird mir fehlen“, sagt Walser.

Doch für viele andere Jugendliche scheint die Möglichkeit, sich engagieren zu können, nicht ganz so interessant zu sein. Nur in zwölf Stadtbezirken von 23 kamen genug Kandidaten zusammen, damit überhaupt eine Wahl stattfinden kann. So gibt es das Gremium in der Innenstadt nur in den Stadtbezirken Süd, Nord, Ost und West. Im Stadtbezirk Mitte haben sich zum zweiten Mal nacheinander zu wenige Kandidaten gemeldet, um einen Jugendrat wählen zu können. Elf Sitze sind zu vergeben, sieben Interessenten haben sich gemeldet, 13 hätten es sein müssen. Zuletzt hatte es im Bezirk Mitte im Jahr 2010 einen Jugendrat gegeben. Damals standen 16 Bewerber zur Wahl. Dennoch nutzt die Jugend dort intensiv die Möglichkeit, sich über ein inoffizielles Gremium für ihre Belange einzusetzen. Beispiele dafür sind in der jüngeren Vergangenheit der Umbau des Platzes hinter dem Züblin-Parkhaus zu einem Jugendtreff oder das Projekt Geo-Caching, eine Art digitale Schnitzeljagd im eigenen Stadtbezirk.

Großer Andrang im Norden

Auch im Osten war es laut Roberta Walser zunächst schwierig, genug Kandidaten zu finden. Dass am Ende doch 27 Jugendliche für 15 Plätze zusammen kamen, sei dem Einsatz von zwei Jugendräten zu verdanken. „Sie haben am Ende viel Werbung gemacht“, weiß Walser. Auch im Stuttgarter Norden ist der Andrang groß: Dort haben sich 28 Bewerber auf elf Sitze gemeldet. Da es seit diesem Jahr eine Veränderung bei den Regeln gibt – es kann nun wie im Bezirksbeirat auch stellvertretende Jugendräte geben – kommen dort am Ende 22 Jugendliche zum Zug.

In Stuttgart-West spielt dies wie im Süden keine große Rolle, denn dort kommen nur 15 Bewerber auf 13 Plätze. „Bei uns dürfen alle sofort mitmachen“, sagt die Sprecherin Nikolina Popovic. Thematisch sei im Westen vor allem das Bürgerfest wichtig. Dort möchten die Jugendlichen einen Stand machen. Zudem stehe den Jugendlichen beim Dillmann-Gymnasium eine Fläche zur Verfügung, die sie gestalten dürfen, sagt Popovic. Das wichtigste Ziel sei aber, den Jugendrat bekannter zu machen.