Auf der Plattform vor dem ersten Obergeschoss des SSB-Areals halten sich die Jugendlichen aus dem Stadtbezirk gerne auf Foto: Nina Ayerle

Der Jugendrat Ost sucht öffentliche Plätze, an denen sich Jugendliche offiziell aufhalten dürfen.

S-Ost - Bei schönem Wetter halten sich Jugendliche gern im Freien auf. Am liebsten treffen sie sich in größeren Gruppen auf öffentlichen Plätzen, hören Musik, unterhalten sich – ungestört versteht sich. Andere Möglichkeiten haben sie oft gar nicht. Für die Kinder- und Jugendhäuser fühlen sie sich zu alt. Welcher 15-Jährige will sich schon von einem Jugendhausleiter kontrollieren lassen? Um in Kneipen oder Bars zu gehen, sind die Teenager hingegen noch zu jung.

Im Stuttgarter Osten versucht der Jugendrat, die Interessen von Kindern und Jugendlichen im Stadtbezirk zu vertreten. Ein Thema auf der Tagesordnung: mehr Plätze, an denen sich Jugendliche tagsüber und am frühen Abend aufhalten dürfen. Die sind nicht so einfach zu finden. Erfahrungsgemäß werden die Jugendlichen, kaum dass sie sich irgendwo niedergelassen haben, von der Polizei oder von Anwohnern verjagt. „Wir können uns nirgends ohne Probleme aufhalten“, sagt der Jugendrat-Sprecher Joschuar Oßwald. Er selbst hat zwar aufgrund von Uni, Sport und Training keine Zeit für solche Treffen, doch viele Jugendliche aus dem Osten sind schon mit diesem Anliegen an ihn herangetreten.

Inoffizielle Plätze, an denen sich die Jugendlichen treffen, gibt es viele: Beliebt ist vor allem die Plattform am ehemaligen SSB-Areal neben dem Jugendhaus Ostend. „Da werden die Jugendlichen immer vom Sicherheitsdienst der SSB verscheucht“, weiß Oßwald. Auch den Platz vor der Stadtteilbücherei Ost nutzen viele Jugendliche als Treffpunkt. Da komme aber immer relativ schnell die Polizei, sagt Oßwald. Auch an anderen Orten, darunter die Klingenbachanlage, der Gablenberger Schmalzmarkt, der Eugensplatz oder die Uhlandshöhe, sei es überall dasselbe Problem. „Dabei wünschen sich die Jugendlichen einfach nur einen Platz, an dem sie sich wirklich aufhalten dürfen“, betont Oßwald.

„Wir arbeiten daran, auch den Jugendlichen entgegen zu kommen“

Der Jugendrat hat bisher keine Lösung gefunden. Jetzt wollen die Jugendlichen mit ihrem Anliegen auch an den Bezirksbeirat herantreten. Ideal fände der Jugendrat-Sprecher einen Ort, der zentral in der Nähe des Ostendplatzes gelegen ist. Aus der Sicht des 19-Jährigen spricht vieles für das SSB-Gelände. „Das ist mein eigener Vorschlag“, betont er. Der ist wohl in der Realität schwer umzusetzen, denn das Gelände befindet sich im Besitz der SSB – und die hat andere Pläne.

Platz für Jugendliche, den sie tagsüber und am frühen Abend nutzen können, bietet das Kinder- und Jugendhaus Ostend. Dafür ist die Einrichtung eigentlich da. Doch mit dem Jugendhaus hänge ein Aspekt des Problems zusammen, vermutet Joschuar Oßwald. Viele Jugendliche seien mit dem neuen Konzept des Hauses nicht einverstanden. Seit der Übernahme der Leitung durch Christian Hügle habe sich einiges geändert. „Vor 17.30 Uhr dürfen Jugendliche während der Woche dort nicht rein“, sagt Oßwald. Zudem hätten sich die langjährige Stammgäste gewünscht, stärker in Entscheidungen eingebunden zu werden. Durch das neue Konzept seien viele Unstimmigkeiten entstanden. Deshalb mieden einige Jugendliche das Haus hat Joschuar Oßwald beobachtet.

Die Öffnungszeiten des Kinder- und Jugendhauses hingegen sind laut Jugendhausleiter Christian Hügle schon vor seiner Zeit so geändert worden, dass am Mittag nur Kinder bis zwölf Jahren dort sein dürfen. Zudem sei das Haus in der Ostendstraße ein Kinder- und Jugendhaus. Er findet den geschützten Bereich für die Kinder wichtig. „Wir haben leider keine Möglichkeit, dies räumlich zu trennen“, erklärt er. Konzeptionell habe er die Bedürfnisse der jüngeren Besucher an die erste Stelle gesetzt. „Aber wir arbeiten daran, auch den Jugendlichen entgegenzukommen“, ergänzt er. Dennoch stehen Hügle und seine Mitarbeiter hinter der bisherigen Lösung.

Wichtig ist dem Jugendhausleiter, dass im Kinder- und Jugendhaus ein respektvoller Umgang herrscht. „Einige Verhaltensweisen akzeptieren wir hier nicht“, betont Christian Hügle. So werden Waffen, Alkohol, Nikotin und Gewalt nicht toleriert. Viele Jugendliche wollen sich aus seiner Sicht nicht an die Regeln halte, meiden deshalb das Kinder- und Jugendhaus und wollen nun einen Platz, an dem sie ungestört sind.