Der Klimawandel und die Untätigkeit der Politik in Bezug darauf hat viele Jugendliche politisiert – und sie auch dazu gebracht, auf die Straßen zu gehen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In den vergangenen vier Jahren gab es in Stuttgart-Plieningen/Birkach keinen Jugendrat. Für die kommende Wahl im Januar haben sich gleich 17 Bewerber aufstellen lassen. Zugleich haben sich in Stuttgart-Mitte, Degerloch, Münster und Stammheim zu wenige engagierte Jugendliche gefunden.

Stuttgart - Die Umweltbewegung Fridays for Future ist ganz klar ein Thema, wenn Victoria Heß von der Körschtalschule und Fabian Armbruster vom Paracelsus-Gymnasium über ihre Motivation für die Jugendrat-Kandidatur sprechen. „Durch den Jugendrat können wir noch mehr tun. Wir können richtig anpacken“, sagt die 14-jährige Victoria. Das sieht auch Fabian Armbruster so: „Im Jugendrat kann ich mich für uns Jugendliche einsetzen. Wir haben oft andere Ansichten wie die Erwachsenen – und diese müssen auch ernst genommen und gehört werden.“ Das sei für ihn vor allem in Sachen Umwelt ersichtlich: „Unsere Eltern denken eher im Jetzt. Wir, die junge Generation, denkt eher an die Zukunft. Das ist in Bezug auf den Klimawandel extrem wichtig“, sagt der 15-Jährige.

Im Gespräch mit Victoria und Fabian wird klar: Sie haben die Motivation, sich für die Jugendlichen in Plieningen und Birkach einzusetzen. Ideen wie einen Treffpunkt für ältere Jugendliche, schnellere Digitalisierung an den Schulen oder günstigere Schülertickets für Bus und Bahn haben sie sich vorgenommen. Sie wissen aber auch, dass sie diese Ziele nur zusammen mit allen anderen Mitgliedern im Jugendrat durchsetzen können. „Ich hoffe, dass wir alle an einem Strang ziehen und zusammenhalten. Nur dann können wir etwas erreichen“, sagt Victoria.

Irgendwann kommen immer weniger Jugendliche

Die Wahl zum Jugendrat findet vom 13. bis 31. Januar 2020 statt. Wählen darf jeder Jugendliche ab 14 Jahren. Anfang Februar stehen dann die 13 Kandidaten fest, die für zwei Jahre im jeweiligen Jugendrat sitzen. „Ich finde es sehr wichtig, dass es jetzt wieder einen Jugendrat gibt. Ansonsten werden unsere Interessen nicht vertreten“, sagt Victoria. Sie habe es kaum erwarten können, sich mit 14 Jahren aufstellen zu lassen.

Der 18-jährige Leo, der sich in den vergangenen vier Jahren in der Jugendprojektgruppe von Plieningen-Birkach engagiert hat, weiß, dass man einen langen Atem braucht und rät: „Bleibt aktiv dabei. Irgendwann werden es weniger Mitglieder, die zu den Treffen erscheinen. Dann ist jeder gefragt.“ Genau dies hat sich in Degerloch gezeigt. Dort gab es in den vergangenen Jahren einen Jugendrat, nun haben sich nicht genügend Kandidaten für eine echte Wahl beworben. Deshalb wird es dort nur eine Projektgruppe geben – so wie zuletzt in Plieningen-Birkach. Auch in Stuttgart-Mitte, Münster und Stammheim wird es lediglich Projektgruppen geben. In den übrigen Bezirken hat es gereicht.

Keine Jugendräte in Degerloch, Mitte, Münster, Stammheim

Insgesamt haben sich 368 Jugendliche für die Jugendratswahl 2020 beworben. Das ist genau eine Bewerbung mehr als bei der Wahl 2018. Laut einer Pressemitteilung der Stadt haben die derzeit noch amtierenden Jugendräte in Schulen sowie mit einer eigens entwickelten Kampagne in den sozialen Netzwerken für die Wahl geworben. Zudem gab es Infos in den Bussen und Stadtbahnen der SSB. Und die Jugendlichen konnten sich per Whatsapp für die Wahl anmelden.