Die Jugend erhebt ihre Stimme im Stuttgarter Landtag. Foto: Landtag Baden-Württemberg

175 Jugendliche aus ganz Baden-Württemberg erarbeiten zwei Tage lang beim Jugendlandtag ihre Positionen zu zentralen gesellschaftlichen Themen und diskutieren sie mit Abgeordneten. Doch sie müssen teilweise lange warten.

Stuttgart - Sie sind aus allen Teilen Baden-Württembergs nach Stuttgart gereist, um gemeinsame Forderungen zu erarbeiten und sie mit Landtagsabgeordneten zu diskutieren. 175 junge Leute im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren definieren beim Jugendlandtag am Mittwoch und an diesem Donnerstag ihre Positionen zu zentralen gesellschaftlichen Themenbereichen. Das Spektrum reicht vom Klimaschutz über das Engagement für Europa bis zu Bildung, Verkehr und Jugendbeteiligung.

Die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) schrieb den jungen Menschen zum Auftakt des Jugendlandtags „eine große Kraftquelle“ zu. Nämlich „Ideen und die Unerschrockenheit, das Unmögliche zu verlangen“.

Jugendliche verlangen ÖPNV für einen Euro

Nicht Unmögliches, aber Teures fordert etwa der Workshop Verkehr. „Ein Tagesticket für Busse und Bahnen in ganz Baden-Württemberg für ein oder zwei Euro“ schlagen die rund 20 Workshopteilnehmer vor. Und sie unterbreiten den drei Landtagsabgeordneten, die diesem Workshop am Mittwochabend einen Besuch abstatteten, gleich noch die Idee, der ÖPNV könnte gar gänzlich kostenlos sein. Die Politiker gingen durchaus auf die Vorschläge der Jugendlichen ein. „Toll, visionär“, nannte sie Daniel Renkonen (Grüne). „Grundsätzlich hervorragend“, fand Albrecht Schütte (CDU) die Idee. Doch beide teilten schließlich die Auffassung von Anton Baron (AfD), der riet: „realistisch bleiben“. Baron mag sich „gar nicht ausmalen, was das kosten könnte“.

Das Gespräch mit den Abgeordneten zählen viele der Teilnehmer zu den Höhepunkten der zweitägigen Veranstaltung, die vom Landtag, dem Landesjugendring, der Landeszentrale für politische Bildung und dem Ring politischer Jugend organisiert wird. Doch sie mussten zum Teil lange auf die Gesprächsteilnehmer warten. Mehrfach wurde bedauert, dass die auf zwei Stunden angesetzten Gespräche in den Workshops auf eine gute Stunde zusammenschrumpften, weil die Plenarsitzung des regulären Landtags sich in die Länge zog.

Debatte als Höhepunkt

Mindestens genauso gespannt wie auf die Gespräche mit den Abgeordneten ist etwa der Schüler Balthasar Kaiser aus dem Kreis Waldshut auf die offizielle Debatte zum Jugendlandtag. Damit beginnen die hauptamtlichen Landtagsabgeordneten an diesem Donnerstag ihre Plenarsitzung. Die gesammelten Forderungen aus ihren neun Workshops wollen die Teilnehmer am Mittag den Landtagsabgeordneten vorstellen.

Zumindest die Landtagspräsidentin Aras kann die Bedeutung nicht hoch genug einschätzen: „Ihr repräsentiert die Stimme der Jugend im Austausch mit den Abgeordneten und den Mitgliedern der Regierung“, sagte sie bereits zum Auftakt der Veranstaltung. Die Jugend will sich mitteilen. Noch nie habe es so viele Teilnehmer gegeben, erklärte der Landtag. Auch die Abgeordneten zeigten trotz der schwierigen Terminierung Interesse. Mehr als 30 suchten das Gespräch, auch das seien mehr als bei den fünf vorausgegangen Jugendlandtagen, so die Veranstalter.