Die Schülersprecher Simon Hauser (IKG) und Sophie Andrews (PMHG) haben die Veranstaltung moderiert. Foto: /Philipp Braitinger

Rund hundert Schülerinnen und Schüler haben am Freitag an einer sogenannten Jugendkonferenz im Walter-Schweizer-Kulturforum teilgenommen. Die Landesregierung erhofft sich von dem Gesprächsformat Hinweise auf die Sorgen, Nöte und Forderungen der Jugendlichen.

. Das Interesse der Neunt- bis Zwölftklässler war enorm. Fast hundert Schülerinnen und Schüler des Philipp-Matthäus-Hahn- (PMHG) und des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) diskutierten am Freitagvormittag über zwölf unterschiedliche Themen wie „Wohlbefinden und mentale Gesundheit“, „Jugendgerechte Mobilität“ oder „Drogen und Süchte“. Die Ergebnisse der Jugendkonferenz im Walter-Schweizer-Kulturforum werden an die Landesregierung weitergegeben. Insgesamt finden in diesem Schuljahr 70 Jugendkonferenzen statt - 60 davon an Schulen, zehn weitere für Jugendgemeinderäte und Kommunen.

 

Ihre Meinung zählt, auch wenn sie noch nicht ganz volljährig sind. „Man bekommt ein Gefühl der Machtlosigkeit“, erinnert sich Simon Hauser an die jüngste Bundestagswahl, an welcher er noch keine Stimme abgeben konnte. Der 17-Jährige ist Schülersprecher am IKG und im Jugendgemeinderat von Leinfelden-Echterdingen aktiv. Ein Wahlrecht für den Bundestag ab 16 Jahren wäre aus Hausers Sicht toll, auch mit Blick auf die Demografie und die Übermacht der Älteren. Dass nun eine Jugendkonferenz stattfindet, deren Ergebnisse zu einem späteren Zeitpunkt der Landesregierung vorgestellt werden, findet der Schülersprecher gut.

„Wir denken oft aus einer anderen Perspektive heraus“, erklärt Sophie Andrews. Die 16-Jährige ist Schülersprecherin des PMHG. Die Liste der Themen, die die Jugendlichen beschäftigen, ist lang. Sie reichen von unmittelbaren Forderungen wie einem guten ÖPNV bis hin zur großen Weltpolitik. Der Krieg in der Ukraine, die Entwicklung der USA unter einem Präsidenten Donald Trump oder der Nahostkonflikt gelangen vor allem über die Smartphones zu den Jugendlichen. Es gibt aber auch direkte Berührungspunkte, beispielsweise wenn Klassenkameraden aus Kriegs- und Krisengebieten stammen. Vor diesem Hintergrund bereiten manchen Jugendlichen die innerdeutschen Diskussionen um eine schärfere Abschiebepolitik Sorgen. „Auch diese Themen sind oft ganz nah“, betonen die Schülersprecher. Die Melange aus schlechten Nachrichten und den gewöhnlichen Herausforderungen der Jugendzeit erzeugt ein diffuses Unsicherheitsgefühl. „Wir wissen nicht, was noch passiert“, sagt Sophie Andrews.

Kurz nach dem Beginn der Veranstaltung wurde an den Tischen bereits engagiert diskutiert. Am Tisch „Krieg, Frieden und Sicherheit“ ist die große Mehrheit für die Einführung einer Wehrpflicht, oder zumindest eines Pflichtjahres, das man auch im sozialen Bereich ableisten können soll. „Das könnte uns betreffen“, verdeutlicht einer der Schüler angesichts der aktuellen Nachrichtenlage. Die Bundeswehr benötige mehr Soldaten, darin scheint man sich einig. Freiwillig melden sich nicht genügend Bewerber. Die militärische Bedrohung wächst. An einem Pflichtdienst führt wohl nichts vorbei, ist die Schlussfolgerung. Am Tisch „Demokratie und politische Beteiligung“ wird indessen über die Gefahr eines einseitigen Medienkonsums gesprochen. „Jeder ist in seiner Bubble, man kommt da nicht raus“, klagt ein Schüler. Gerne würde er in der Schule häufiger über aktuelle Politik sprechen. Ferner müsse in der Schule stärker die Medienkompetenz gefördert werden, findet er.

Viele Wünsche der Jugendlichen kann die Lehrerin und Abteilungsleiterin Sabrina Hagmann vom PMHG nur unterstreichen. Sie ist an ihrer Schule unter anderem für die Demokratiebildung zuständig. Es gebe viele Themen, die die Jugendlichen gleichzeitig beschäftigten. Es sei Orientierung nötig, um manche Dinge besser einordnen zu können. Gleichwohl sei der Stundenplan schon voll, erklärt Hagmann die Krux. Nichtsdestotrotz müssten sich die Schulen stärker der politischen Diskussion mit der Schülerschaft stellen, findet sie. „Wir brauchen überzeugte Demokraten von morgen“, betont Hagmann. Das Interesse an einer Beteiligung sei vorhanden. Das habe sie gemerkt, als sie für die Teilnahme an der Jugendkonferenz geworben habe. Dort könne man in einen Meinungsaustausch treten und auch lernen, andere Meinungen auszuhalten.