Zusammen mit ihren Betreuern haben die Jugendlichen aus Wales Foto: Bernd Zeyer

Eine Gruppe walisischer Teenager aus Cardiff war vor Kurzem zu Besuch im Kinder- und Jugendhaus. Neben diversen Ausflügen stand auch eine Graffiti-Aktion auf dem Programm.

Stammheim - Wer in diesen Tagen im Bereich des Kinder- und Jugendhauses am Marco-Polo-Weg unterwegs ist, dem dürften die neuen Graffiti an einer großen Garage direkt neben der Einrichtung auffallen. Sie stammen von einer Jugendgruppe aus der walisischen Hauptstadt Cardiff, die für einige Tage zu Gast in Stammheim gewesen ist.

„Stammheim is lovely“, sagt Lee Richards. Die Menschen hier seien nett, gastfreundlich und offen. Der Jugendarbeiter aus Cardiff ist bereits zum siebten Mal in Stuttgarts nördlichsten Stadtbezirk gekommen. Zusammen mit 13 Teenagern, die alle wie er aus dem Waliser Stadtteil North Ely stammen, besucht er das Kinder- und Jugendhaus. Dabei stehen Ausflüge, eine Kanufahrt, gemeinsames Klettern und eben auch das Graffiti-Projekt auf dem Programm. Übernachtet wird in der Jugendherberge am Stuttgarter Eugensplatz. Bereits seit dem Jahr 1981 gibt es einen Jugendaustausch zwischen Stammheim und North Ely. Das, so erzählt Richards, sei das in Europa am längsten bestehende derartige Projekt überhaupt.

Die Partnerschaft besteht bereits seit 1981

Betreut wird die Graffiti-Aktion vom Jugendsozialarbeiter Maximilian Frank. Er erläutert, dass die bunten Bilder nicht einfach planlos aufgesprüht werden, sondern dass ein Grundgedanke dahinter steckt: Optisch solle zwischen Cardiff und Stuttgart sozusagen eine Brücke geschlagen werden. So ist die Stuttgarter Skyline mit dem Fernsehturm ebenso zu sehen wie eine Frau mit Sonnenbrille und historischer walisischer Tracht. Die Garage gehört einem Nachbarn des Jugendhauses, er hat sie zur Verfügung gestellt. Dass die Kunstwerke von Vandalen zerstört oder einfach übersprüht werden, hält Frank für eher unwahrscheinlich. „Andere Sprayer haben Respekt davor. Zwischen Graffiti-Künstlern gibt es einen Ehrenkodex.“

Zum ersten Mal in Stammheim ist Yasmin. Sie findet es hier „beautiful“, ganz besonders das Kinder- und Jugendhaus. Die 18-Jährige berichtet, dass in ihrer Heimatstadt in den vergangenen Jahren einige Jugendeinrichtungen schließen mussten, da es kein Geld dafür gab. Auch Ffion fühlt sich in Stammheim sehr wohl. „Ich finde es spannend, Zeit mit Menschen aus anderen Ländern zu verbringen, Freunde zu finden und fremde Kulturen kennenzulernen“, sagt die 16-Jährige.

Natürlich ist auch der Brexit ein Thema für die jungen Leute und ihre Betreuer. „Es ist ein Chaos“, sagt Lee Richards. Er ist sich aber sicher, dass der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen beiden Teilorten auch künftig weitergeht und der Jugendaustausch nicht in Gefahr ist. Ioannis, der 17-jährige Sohn von Jugendhausleiter Michael Klamm, befürchtet hingegen, dass das Reisen zwischen beiden Ländern künftig etwas schwieriger werden könnte. Umso wichtiger sei es, dass die Jugendorganisationen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten und die direkten Kontakte noch weiter intensiviert werden.