Volles Haus im Osten bei der Party zur neuen Rap-CD Foto: Petra Mostbacher-Dix

Im Jugendhaus Ostend ist das fünfte Mix-Tape des Projekts „Hast du Flow“ vorgestellt worden. Durch das Projekt bekommen Jugendliche die Möglichkeit, eigene Songs aufzunehmen und vor Publikum aufzutreten.

S-Ost - Er ist Mann der ersten Stunde. Als die Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft (Stjg) zum ersten Mal eine gemeinsames Rap-CD – entstanden in den Tonstudios ihrer Jugendhäuser – vorstellte, stand auch Tahir Ahmed auf der Bühne. Nun hat er es wieder gemacht. Aber bei der fünften Auflage der Release-Party des Rap-Mixtapes im Kinder- und Jugendhaus (KJH) Ostend frönte Tahir nicht dem Hip-Hop, sondern moderierte die Rapper leidenschaftlich an, die auf der CD von 2018 zu hören sind. „Es ging mir damals nicht darum, bekannt zu werden. Den Song aufzunehmen, die Profifotos zu machen, hier auf der Bühne zu stehen, das hat mir unheimlich viele wichtige Erfahrungen gebracht – um aufzutreten, dazu braucht man Eier“, erklärte er, bevor er die Zuschauer animierte, den Projekttitel rhythmisch mit ihm zu skandieren: „Nun alle: Hast du Flow, hast du Flow, hast du Flow!“

CD an dem Abend zum ersten Mal gesehen

Klar hatten sie das. Vom ersten Moment an ging es ab, als Leo469 den Abend unter anderem mit seinem „Lass sie reden“ – mit Verstärkung – eröffnete. Leo, der seinen Track im Jugendhaus Weilimdorf einspielte, unterstützte wiederum Yorgo. Mit seinem „Ich geh nicht rein“, das der Hedelfinger im Jugendhaus Sillenbuch aufnahm, ist er erstmals auf dem Mix-Tape vertreten. Insgesamt neun Tracks sind auf der CD zu finden, darunter sieben Raps, die neben Yorgo und Leo, Sammy, Nio Dean, SenZo, Original sowie Anidis geschrieben und umgesetzt haben. Aufgenommen wurden sie außerdem in den Jugendhäusern Mitte, Ostend und Feuerbach. Julian aka Jlandr hat die Beat-Nummer „Ok“ beigesteuert. Der Ton-Experte Raphael Kilpper zauberte zudem ein „HDF Collabo“ auf das diesjährige Tape, also eine „Hast du Flow“-Kollaboration. Und das war auch für die Protagonisten überraschend: Sie sahen an diesem Abend ihre CD zum ersten Mal. „Zum Einstieg hatten wir ein Meet & Beat“ im KJH Ostend, um sich kennenzulernen“, so Lena Blatt. Die Erzieherin und Sozialpädagogikstudentin ist im Organisationsteam des Stjg-Projekts. „Dabei fanden nicht nur das professionelle Fotoshooting mit Martina Wörz und die Interviews für das CD-Booklet statt, sondern es gab auch die Möglichkeit, ein paar Takte im Tonstudio aufzunehmen.“ So sei aus der guten Stimmung heraus dieser Collabo-Track entstanden, der erste der HDF-Geschichte.

Rap ist noch eher eine Männerwelt

An diesem beteiligt waren bisher Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren aus ganz Stuttgart verschiedenster Schulformen mit und ohne Migrationshintergrund. „Bisher waren mehr Jungs als Mädchen dabei, Rap ist noch eher eine Männerwelt, aber wir arbeiten daran“, schmunzelt Blatt. Und sie betont, dass die Jugendhaus-Gesellschaft mit dem Projekt allen rapbegeisterten jungen Menschen die Chance geben wolle, einen eigenen Song auf einer CD in einer 500er-Auflage zu präsentieren und aufzutreten. Jeder Teilnehmer bekommt welche, um sie zu verteilen. „Ein Anliegen ist es, ihre Arbeit zu honorieren, sie zu ermutigen, größere Schritte zu wagen. Außerdem geht es um Respekt vor der Leistung der anderen – und darum, die Barrieren zwischen den Stadtteilen abzubauen.“

Gerappt werde über alle Themen. „Eltern- und Schulkonflikte, Drogen, Freundin, Liebe“, so Blatt. Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund habe die Familie einen hohen Stellenwert. „Wir hatten schon Eltern hier stehen, die überrascht und gerührt waren, als ihre Kinder über sie rappten.“ Die Sozialpädagogin betont, dass nichts zensiert werde. Über manche Texte werde gesprochen, etwa ob sie autobiografisch seien. Die Mitarbeiter fragten mitunter, ob sich die Rapper vorstellen könnten, ein oder zwei Worte vielleicht anders zu formulieren. „Hier sind wir wieder beim Thema Respekt“, so Blatt. „Es geht um Denkanstöße und Unterstützung.“