Zu Weihnachten macht der Esslinger Jugendgemeinderat eine Ausnahme. Dann setzt er sich nicht für die Interessen der Jugendlichen in der Stadt ein, sondern beweist ein Herz für Tiere.
Esslingen - Spendenübergaben haben im Idealfall eine feierliche Note. Doch die übermütigen Welpen lässt die Festlichkeit des Moments völlig kalt. Unbeeindruckt wuseln die kleinen Hunde umher, wirbeln zwischen den Beinen der Besucher herum, wedeln mit den kleinen Schwänzchen, fordern Streicheleinheiten ein. Da hilft nur eines: Den Quälgeistern nachgeben, die knuffigen Erpresser auf den Arm nehmen, sie mit Streicheln beruhigen und die Veranstaltung fortsetzen. So stellt sich die Feierlichkeit von selbst wieder ein: Mitglieder des Jugendgemeinderats Esslingen haben das örtliche Tierheim zu Weihnachten mit Sachspenden im Wert von 180 Euro unterstützt.
„Schulitik“ und Projekte
Spielzeug liegt da auf dem weihnachtlichen Gabentisch vor dem großen Christbaum vor dem Tierheimgebäude. Aber es gibt auch Nützliches: Futter, Heu oder Kleintierstreu für den Käfig. Alles Dinge, die Tierheimleiter Horst Theilinger bestens für seine Schützlinge gebrauchen kann. „Diese Sachen müssten wir sonst kaufen, und so bleibt uns Geld für andere Anschaffungen“, freut sich David Koch vom Tierschutzverein Esslingen als Träger der Einrichtung. Das hören Maria Almpanti und Cedric Müllner gerne. Die beiden 19-Jährigen sind Mitglieder des Esslinger Jugendgemeinderats.
Sie erhalten von der Stadt einen jährlichen Etat für Veranstaltungen, erzählen die beiden jungen Erwachsenen. Dieses Geld verwendet das Gremium normalerweise für Kulturevents, Projekte, Aktionen. Sehr wichtig sei ihnen auch die Zusammenarbeit mit Schulen, betont Maria Almpanti. So gebe es etwa das Projekt „Schulitik“, ein pfiffiges Kunstwort aus Schule und Politik. Dann gehen Mitglieder des Jugendgemeinderates in die Schulen, stellen sich und ihre Arbeit vor, fragen nach Anliegen der Schüler und versuchen, nebenbei Nachwuchs und Kandidaten für die nächste Wahl zu gewinnen. „Beliebte Themen, die jungen Leuten unter den Nägeln brennen, sind dabei etwa das Fehlen von Mülleimern“, fasst Cedrik Müllner zusammen. Im zweiten Coronajahr 2021 aber mussten solche Veranstaltungen auf Sparflamme gehalten und heruntergefahren werden. Darum war am Ende noch Geld in der Kasse übrig. Sie hätten eine soziale Verantwortung, eine Esslinger Einrichtung sollte bedacht werden, und sie seien alle Tierfans, betonen die beiden Jugendgemeinderäte. Diese Voraussetzungen erleichterten die Auswahl: Das übrig gebliebene Geld sollte dem Tierheim Esslingen zugute kommen.
So konnte ein weihnachtlicher Gabentisch vor dem Gebäude der Einrichtung auf der Neckarinsel bestückt werden. Normalerweise wird alle zwei Jahre ein Jugendgemeinderat in Esslingen gewählt, berichten die beiden Jugendlichen. Aber pandemiebedingt wurde ihre Amtszeit um ein Jahr verlängert. 20 Mitglieder setzen sich im Jugendgemeinderat für die Interessen ihrer Altersgenossen in Esslingen ein. Wählen dürfen alle in der Neckarstadt wohnhaften jungen Erwachsenen – auch solche, die Schulen in anderen Städten und Gemeinden besuchen.
Der Altersdurchschnitt im Jungparlament liege zwischen 15 und 20 Jahren, und Jugendliche aus allen Schularten sollten darin vertreten sein. Ein paar Informationen über ihr wichtiges politisches Ehrenamt können Maria Almpanti und Cedrik Müllner noch loswerden. Dann müssen sie sich wieder um die kleinen süßen Quälgeister auf ihren Armen kümmern. Den Welpen ist die Spendenübergabe nämlich piepegal. Sie wollen geknuddelt werden. Basta.
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Quälgeister haben Vorrang
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