Der Jugendgemeinderat wird im November und Dezember neu gewählt. Foto: Stadt Böblingen

Kurz vor der Wahl des Jugendgemeinderates im November und Dezember machen die jetzigen Vertreter Werbung für das Gremium. Noch bis Montag können sich Kandidaten aufstellen lassen. Welche Themen beschäftigen die Jugendlichen in Böblingen?

Im Vergleich zum Gemeinderat der Erwachsenen geht es sehr entspannt zu: Pizza und Getränke stehen bereit, Stühle sind in einem Kreis aufgestellt, die Jugendlichen erzählen erst mal von der Schule. Viele fehlen an diesem Abend. „Gerade ist für viele Schüler Klausurenphase“, sagt die Sozialarbeiterin Marina D’Onofrio, die dem Jugendgemeinderat beratend zur Seite steht. Deshalb kommen an diesem Abend nur zehn Vertreter ins Böblinger Casa Nostra. „Normalerweise sind schon mindestens zwölf der 17 Jugendlichen da“, sagt sie.

 

Dominiert wird diese Sitzung von einem Thema: der Wahl. Im November und Dezember wird der Jugendgemeinderat nämlich neu gewählt. Deshalb sind die Vertreter des aktuellen Gremiums in den vergangenen Wochen in die Böblinger Schulen gegangen und haben Jugendliche darüber informiert, dass und wie sie sich aufstellen lassen und natürlich wählen gehen können.

Viele Schüler sind am Gremium interessiert

Ilias Baumann berichtet von seinem Besuch bei der Friedrich-Schiller-Realschule: „Viele der Schüler waren interessiert.“ Sie hätten viele Fragen gestellt und einige Informationszettel mitgenommen. Auch sei deutlich geworden, dass die Jugendlichen wählen gehen wollen. Ähnliches berichten auch andere. In der Eichendorffschule habe man den Schülern klargemacht, dass sie unbedingt wählen gehen sollten – selbst wenn eine Kandidatur für sie nicht infrage kommt. Der Schulleiter wolle sogar im Gemeinschaftskundeunterricht gemeinsam wählen lassen. Im Lise-Meitner-Gymnasium waren die Jugendgemeinderäte bei einer Schülerversammlung vertreten, bei der viele Rückfragen gekommen seien.

Was die Schüler am meisten interessiert? „Welche Aufgaben der Jugendgemeinderat hat, oder woran man als Vertreter teilnehmen kann“, berichtet Ilias Baumann. Da hätten die Nachwuchsparlamentarier – neben laufenden Projekten – die Ausfahrten nach Brüssel, in die türkische Partnerstadt Bergama oder nach Sömmerda in Thüringen erwähnt. Auch Wünsche hätten die Schüler formuliert. Dabei gehe es hauptsächlich um Orte, an denen Jugendliche ihre Freizeit verbringen könnten. Und um mehr Mülleimer. „Man merkt, dass die Jugendlichen sich um die Umwelt sorgen“, sagt er.

Auch was die Arbeit des Jugendgemeinderats am Ende bringe, wurde erfragt. Die Vertreter sind sich einig: Der „Erwachsenen-Gemeinderat“ nehme sie ernst, sie dürften mitreden. Das bestätigt auch Marina D’Onofrio. „Es gibt Paten aus dem Gemeinderat, die die Jugendlichen bei Aktionen unterstützen und Rücksprache mit ihnen halten“, sagt sie. Zum Skatepark etwa habe der Gemeinderat die Jugendlichen befragt. Zudem komme Oberbürgermeister Stefan Belz immer wieder in die Sitzungen des Jugendgremiums, und an Pfingsten war er für zwei Tage beim Besuch in der Türkei dabei.

„Wir werden schon ernst genommen“, meint Vlera Beqiri. Sie führt an diesem Abend durch die Sitzung, spricht die Tagesordnungspunkte an und leitet die Diskussionen. Am liebsten würde sie selbst noch einmal antreten – darf sie aber nicht, weil sie mit 19 Jahren zu alt dafür ist. Auch der Rest würde gerne nochmals antreten, viele haben ihre Bewerbungen bereits eingereicht.

Kandidaten können sich und ihre Ideen vorstellen

Was sie in den nächsten zwei Jahren gerne erreichen würden? Auch hier nennen viele einen Ort, an dem Jugendliche in Ruhe ihre Freizeit verbringen können und dabei niemanden stören. Ein aktuell laufendes Projekt ist darüber hinaus die Bemühung, kostenlose Menstruationsprodukte in alle Böblinger Schulen zu bringen. Das könnte auch den künftigen Rat beschäftigen. Alle Kandidaten – auch die, die bisher noch nicht im Jugendgemeinderat sind – können sich und ihre Ideen in den nächsten Wochen vorstellen. Dazu sollen sie bei einem Veranstaltungsabend die Chance bekommen, zu dem alle kommen dürfen, die sich beworben haben – und die, die sich über die Kandidaten informieren wollen. Doch auch wer nicht gewählt wird oder nicht gewählt werden kann, weil er zwar in Böblingen zur Schule geht, aber nicht dort wohnt, kann sich einbringen. Zum Beispiel bei den Arbeitskreisen des neuen Jugendgemeinderates.

Neben allen Themen, die das Jugendgremium dann vom nächstem Jahr an bearbeitet, wird wohl auch der Sitzungsraum eine Frage sein. Es gibt nämlich die Möglichkeit, die Sitzungen im Rathaus abzuhalten. Das wäre dann deutlich seriöser – aber vielleicht auch etwas zu seriös, findet Marina D’Onofrio. Denn im Casa Nostra sei die Atmosphäre lockerer. Im Jugendzentrum würden sich die Jugendlichen mehr trauen, sich zu beteiligen. Immerhin gehe es ja auch um „Spaß, Pizza und Freunde“. Denn ein wichtiger Aspekt bei der Mitarbeit ist für sie der soziale: „Hier sind viele Freundschaften entstanden“, sagt sie. Zu Beginn seien fast alle allein hergekommen. Jetzt seien sie gut befreundet.

So läuft die Wahl ab

Wann und wie kann man wählen?
 Vom 20. November bis zum 10. Dezember dürfen die Jugendlichen wählen. Die Wahlunterlagen kommen per Post zu allen Wahlberechtigten nach Hause. Mit denen können sie unter boeblingen.jgrwahl.de wählen.

Wer darf wählen?
 Jugendliche zwischen 14 und (einschließlich) 18 Jahren, die in Böblingen und Dagersheim wohnen, dürfen wählen.

Wer darf gewählt werden?
 Wer gewählt werden möchte, muss zwischen 14 und 18 Jahre alt sein und in Böblingen oder in Dagersheim wohnen. Bis Montag können sich Jugendliche noch aufstellen lassen. Gewählt wird man für zwei Jahre.