Die Jugendgemeinderäte in Gerlingen und Ditzingen feiern Jubiläum. Und zeigen, wie junge Menschen eine Stadt prägen können.
Jugendliche interessieren sich für Politik –und sie engagieren sich dafür. Eine gute Einstiegsmöglichkeit bietet sich in der Lokalpolitik – über Jugendgemeinderäte. In Gerlingen und Ditzingen feierten diese jungen Gremien im vergangenen Monat sogar jeweils ein Jubiläum.
Eine „coole Möglichkeit“
Schon zehn Jahre ist es her, erinnert sich Carl Renninger. Er ist seit dieser Sitzungsperiode Stadtrat in seiner Heimatgemeinde Ditzingen. Sein Engagement begann vor knapp einem Jahrzehnt, mit der Gründung des Jugendgemeinderates. „In meiner Familie war Kommunalpolitik schon immer ein Thema. Damals habe ich die Gründung des Jugendgemeinderates als Chance gesehen, das Ganze etwas näher kennenzulernen. In erster Linie war es aber natürlich eine coole Möglichkeit, sich zu beteiligen“.
Die Älteren waren skeptisch
Doch mit dem neu eingerichteten Gremium der Stadt kamen auch einige Herausforderungen: Insbesondere die ältere Generation hatte ein Problem mit den Projekten der Jugendlichen. „Viele begegneten uns mit Skepsis“, erzählt der jetzt 25-Jährige, „so ein aktiver Widerstand prägt einen natürlich. Heute weiß ich, dass viele einfach nur Angst vor Veränderungen hatten“.
Nach zehn Jahren Jugendbeteiligung in Ditzingen scheinen sich die Bürgerinnen und Bürger allerdings mit der Idee angefreundet zu haben: Das Jubiläum wurde mit einem großen Festakt ausgiebig gefeiert.
Ein ähnliches Event feierten wenige Wochen später auch engagierte Gerlinger: Der dortige Jugendgemeinderat der Stadt war bereits 1995 in die Wege geleitet worden. „Wir sind richtig stolz auf das, was wir hier geschafft haben. Und auch auf das, was alles noch kommt“, so Josefine Schulz, derzeitige Sprecherin des Jugendgemeinderates. Erst kürzlich setzten sich die Jugendlichen erfolgreich für kostenlose Hygieneprodukte auf öffentlichen Toiletten ein.
Gegen die Politikverdrossenheit
„Man merkt in letzter Zeit schon eine Art Politikverdrossenheit unter jungen Leuten, das ist schade“, sagt die Jugendliche. Mit Podiumsdiskussionen oder Planspielen möchten sie und ihre Mitstreiter zeigen, dass es in der Politik kein „Die da oben“ gebe, sondern nur eine Gemeinschaft, die zusammen anpacke und etwas verändere.
Auch Carl Renninger wünscht sich engagierte Jugendliche – und auch, dass manch anderer in seine Fußstapfen tritt und den Sprung in den „richtigen“ Gemeinderat macht. Erst bei der letzten Wahl bekam der Ditzinger Gemeinderat durch die ehemalige Jugendsprecherin Leoni Kükrekol Verstärkung. Auch die Gerlingerin Josefin Schulz hat nicht vor, sich nach dieser Sitzungsperiode aus der Lokalpolitik zurückzuziehen.