Beim Jugendforum wird deutlich, dass sich Schüler in den Abendstunden am Bahnhof und an Schulen unsicher fühlen. Generell sind Polizeikontrollen aber ein Problem für sie.
Herrenberg - Beim so genannten Gallery Walk in der Herrenberger Stadthalle herrscht einiger Trubel. Beim Jugendforum sammelten 160 Schüler sämtlicher weiterführender Schulen in Herrenberg ihre Ideen, Vorschläge und Wünsche, die sie auf Schautafeln präsentieren. Lehrer, Stadträte und städtische Bedienstete aus den unterschiedlichen Ämtern begeben sich auf einen Rundgang durch die Halle, um mit den Jugendlichen über ihre Anliegen zu diskutieren. Darunter befindet sich auch die Bürgermeisterin Gabrielle Götz-Getzeny, die an dem Stand zum Thema Polizei Schüler anspricht, die mit einem dicken Filzstift an der Papiertafel festhalten: „Wir wünschen uns mehr Präsenz.“
Gespräch mit der Polizei geplant
Götz-Getzeny trifft auf einen 13 Jahre alten Schüler, der namentlich lieber nicht genannt werden möchte. Vor nicht allzulange Zeit hatte er ein für ihn befremdlich wirkendes Erlebnis mit Polizeibeamten. „Ich sprach sie an, weil mir und meiner Familie in der Stadt ein unbekannter Mann gefolgt ist“, berichtet der 13-Jährige. Doch er sei nicht ernst genommen worden, die Polizei habe nichts unternommen. Eine Mitschülerin wiederum spricht von „Willkür“ bei Polizeikontrollen. Dabei soll vor allem abends an Schulen und am Bahnhof öfter kontrolliert werden. Simon Gmeiner vom Stadtjugendring wird konkret: „Mitunter sind Name, Schule und Hautfarbe ausschlaggebend für eine genauere Kontrolle, Gymnasiasten sind weniger interessant.“
Bei den Jugendforen seien Polizeikontrollen einige Zeit kein Thema mehr gewesen, sagt Gmeiner. Nun aber offenbar wieder. „Wir wollen mit den Beamten darüber wieder ins Gespräch kommen“, erklärt der Vertreter des Stadtjugendrings. Ein solches habe vor Jahren der Oberbürgermeister Thomas Sprißler initiiert. Und Götz-Getzeny verspricht, den Dialog zwischen den Jugendlichen und den Ordnungshütern erneut aufzugreifen.
Mehr Akzeptanz für Klima-Demos
Ein neues Thema dagegen sind die Schülerdemonstrationen für ein besseres Klima. Jannis Ahlert vom Andrea-Gymnasium und seine Mitstreiter in der Demo-Arbeitsgruppe wollen an den Schulen bei den Verantwortlichen „mehr Akzeptanz schaffen“ und ein Netzwerk aufbauen. „Wir können nicht gegen den Willen der Schulleitung auf die Demonstrationen gehen“, zeigt sich die Arbeitsgruppe einsichtig. Jannis Ahlert kann sich vorstellen, dass man sich des Klima-Themas im Rahmen eines Projektes annehmen könnte.
Anderen Jugendlichen des Forums ist die Stadt viel zu grau. Sie treten für ein buntes Herrenberg ein und schlagen vor, selbst für mehr Farbe zu sorgen. Etwa für bunte Mülleimer, kolorierte Laternenmasten oder farbige Zebrastreifen. Letzteres sei wohl unmöglich, sagt ein Herrenberger Stadtrat, dagegen spreche die Straßenverkehrsordnung. Ansonsten habe er nichts dagegen, wenn die Jugendlichen zu Pinseln und Spraydosen greifen würden.
Schulleiter will klare Nutzungsregeln für Handys
Neben Busverbindungen, die grundsätzlich verbessert werden und an die Schulzeiten angepasst werden sollten, schlagen die Jugendlichen überdachte Radstellpätze vor, sie wollen Computerräume für alle, eine bessere Schulausstattung, saubere Toiletten, Sanierungsmaßnahmen in maroden Klassenzimmern, und nicht zuletzt freies W-Lan. Zudem wollen sie an der Schule ihr Handy nutzen können.
All diese Forderungen subsumieren sie unter dem Aspekt Masterplan Schule, an dem die Stadtverwaltung bereits arbeitet und an dem sie die Schüler beteiligen möchte. „Bis zum Jahr 2030 soll dieser umgesetzt werden“, sagt Alexander Riegler, der Schulleiter an der Jerg-Ratgeb-Realschule. Was allerdings den Gebrauch der Handys angeht, sagt er: „Dafür benötigen wir noch klare Nutzungsregeln.“