Das Hauptgebäude der Kinder- und Jugendfarm Foto: Bernd Zeyer

Der Farmverein möchte auf seinem Gelände eine Kita bauen, bekommt aber keine Genehmigung.

Stuttgart-Zuffenhausen - Die Existenz der Kinder- und Jugendfarm ist gefährdet. Für Michael Schlecht ist das eine Tatsache. Der Vorsitzende des Farmvereins hat eine ganze Reihe von offenen Baustellen: Zu wenig Geld, zu wenig Besucher und eine in die Jahre gekommene Gebäudestruktur.

 

Viele Faktoren würden Einfluss auf den Betrieb und die Zukunft der Farm nehmen. Unter anderem spiele auch der Ausbau der Ganztagsschulen eine wichtige Rolle. Die Kinder hätten immer weniger Freizeit. Und das mache sich auch bei den Besucherzahlen auf der Schlotwiese bemerkbar. „Sie stagnieren“, sagt Schlecht, „obwohl wir uns schon lange darum bemühen, einen noch größeren Kreis von Kindern und Jugendlichen anzusprechen.“ Man kämpfe ums Überleben. „In diesem Jahr müssen unbedingt die Weichen für die Zukunft gestellt werden“, sagt er. Seit 2008 arbeiten der 41-Jährige und seine Vorstandskollegen intensiv an Lösungen, um den Fortbestand der Einrichtung an der Hirschsprungallee zu sichern – auch finanziell. Die Energie- und Heizkosten seien in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Zudem sei das Hauptgebäude aus den 1970er-Jahren den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Unter anderem seien das Dach undicht, die Räume zu klein und die Elektroinstallationen veraltet. Eine Sanierung sei unwirtschaftlich, deshalb müsse ein Neubau her.

„250.000 Euro sind einfach zu wenig“

Ein Architekt wurde mit den Planungen beauftragt. Das Ergebnis war ein 160 Quadratmeter großes Gebäude, das rund ein Drittel mehr Fläche für die tägliche Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen bieten würde. Kosten: etwa 580.000 Euro. Mit einem Eigenanteil von 20 Prozent hat man auf der Jugendfarm gerechnet. Die anderen 80 Prozent sollten von der Stadt kommen. Aber dem Gemeinderat war das Gebäude zu teuer. Die Stadträte meinten, dass ein Zuschuss in Höhe von 250.000 Euro genügen müsste. Da half es dem Farmverein auch nicht, dass er im Rahmen des ersten Stuttgarter Bürgerhaushaltes 642 Stimmen erhielt und mit dem Neubauprojekt auf dem zweiten Platz landete.

„250.000 Euro sind einfach zu wenig“, sagt Michael Schlecht. Damit könne kein zukunftsfähiges Gebäude auf der Schlotwiese entstehen. „Für uns macht der Neubau nur Sinn, wenn wir größere Räume haben, Bereiche für Hausaufgabenbetreuung und eine funktionale Küche“, sagt er. Und das sei mit einer abgespeckten Version des neuen Farmgebäudes nicht möglich. Also setzte sich der Vorstand noch einmal zusammen und versuchte ein neues, zweites Konzept zu erstellen. Da auch in Zuffenhausen großer Bedarf an weiteren Kita-Plätzen besteht – zum 1. März 2012 fehlten 278 Plätze für Kinder unter drei Jahre – versuchte man nun ein Gebäude zu entwerfen, in dem der Betrieb einer Kindertagesstätte und die Arbeit der Jugendfarm möglich sind. Mit Erfolg: „Die Pläne sind fertig, die Kostenrechnung liegt vor. Wir könnten sofort loslegen“, sagt Schlecht. „Aber wir bekommen keine Baugenehmigung.“

Bei der Stadt heißt es, dass erst ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss. Und das könne mehrere Jahre dauern. Auf der Farm hofft man nun auf die Stadträte. „Denn unser Konzept ist toll“, sagt der Vorsitzende der Farm. „Es muss doch möglich sein, es umzusetzen.“ Geplant sei eine Kita für 40 Mädchen und Buben – als Naturerlebnis mit Bewegungsgarten, in dem auch die Werkstätten genutzt werden können und der Umgang mit Tieren eine Rolle spielt. Das neue Gebäude selbst bestehe aus drei Modulen. Zwei Bereiche stünden für die Kita zur Verfügung und ein Teil sei für den Betrieb der Jugendfarm vorgesehen. „Zudem haben wir natürlich Räume, die von beiden Einrichtungen genutzt werden können“, sagt Michael Schlecht. Der Synergieeffekt führe dazu, dass dieses Projekt günstiger zu realisieren sei. Bei der Kita rechne man mit etwa 1,5 Millionen Euro und für das Farmgebäude mit rund 350.000 Euro. Da seien die Kosten für die neue, sogenannte Sonnenhaus-Konzeption aber auch schon enthalten. „Sonnenhaus bedeutet eine etwa 50- bis 70-prozentige Nutzung der Sonnenenergie mittels Warmwasserkollektoren“, sagt Michael Schlecht. Nachgeheizt werde mit Scheitholz aus dem Wald, das Brauchwasser werde einer Regenwasser-Zisterne entnommen. „So lernen die Kinder auch gleich einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.“