Doris Heim und einer ihrer drei Nachfolger, Philipp Monjoie. Foto: Torsten Ströbe/e

Jetzt müssen Jüngere ran: Fast vier Jahrzehnte lang war Doris Heim die Vorsitzende des Jugendfarm-Vereins in Stammheim. Nun tritt sie kürzer.

Die Jugendfarm an der Münchinger Straße / Im Egerten sei ihre zweite Heimat, ihr zweites Zuhause geworden, sagt Doris Heim, die Erste Vorsitzende des Jugendfarm-Vereins in Stammheim. Die 74-Jährige war 37 Jahre lang dessen Vorsitzende und möchte nun etwas kürzer treten. „Diese Entscheidung ist mir schwer gefallen. Aber irgendwann muss die Jugend ja ran“, sagt sie. Weit musste Doris Heim nicht blicken, um ihre Nachfolge zu regeln. Ihr Sohn Andreas ist jetzt Mitglied des neuen dreiköpfigen Vorstandsteams, das von Sabine Schäfer und Philipp Monjoie komplettiert wird.

Dass Doris Heims Aufgaben nun auf mehrere Schultern verteilt werden, zeigt den Wandel der Zeit, der auch vor der fast 51 Jahre alten Jugendfarm nicht Halt gemacht hat. Die Aufgaben sind vielfältiger geworden. Der Umgang mit der Ganztagsschule, Kooperationen mit Kindergärten und Schulen sowie das Thema Inklusion stellen die Einrichtung vor neue Herausforderungen. Zudem sei es schwieriger geworden Menschen zu finden, die Beruf, Ehrenamt und Familie unter einen Hut bringen können, sagt Doris Heim. Das sei früher einfacher gewesen. Aber eines werde sich hoffentlich auch in Zukunft nicht ändern: die familiäre Atmosphäre auf der Jugendfarm. „Hier kommen alle miteinander klar, egal, ob sie sechs oder 14 Jahre alt sind. Groß hilft Klein“, betont Doris Heim. Und der Mitarbeiter Julian Häcker ergänzt: „Die Farm ist für alle da.“

1993 wird das Farmgebäude eingeweiht

Auch das ist seit Anbeginn der Jugendfarm-Geschichte so, die am 22. Juni 1972 gegründet wurde. 1973 wird schließlich der Farmverein ins Leben gerufen, dem zunächst Wolf Peter vorsteht. Der Spielbetrieb startet am 1. März. Zu diesem Zeitpunkt übernehmen noch die Eltern die Betreuung des Nachwuchses. Auch ein Farmgebäude sucht man vergeblich. Erst 1977 gibt es einen Bauwagen, mit dem der Ganzjahresbetrieb ermöglicht werden kann. Wasser und Strom? Fehlanzeige! Es folgen ein Pferdestall (1978) und eine kleine Küche (1985) – mit Gas betrieben. Strom gibt es erst ab 1991 auf der Jugendfarm. Da ist Doris Heim bereits knapp sechs Jahre im Amt.

„1992 haben wir dann begonnen, unser Farmhaus zu bauen – aber noch ohne Genehmigung“, erinnert sich die ehemalige Erste Vorsitzende. Die Folge: ein knapp einjähriger Baustopp und viele Gespräche und Diskussionen, bis das Gebäude schließlich Ende 1993 übergeben werden kann. „Eine neue Ära beginnt: ein Haus mit Strom, Wasser, Toilette, Dusche, Büro, Telefon, richtiger Küche und Kachelofen“, wie es in der Festschrift zum 50-Jahr-Jubiläum heißt.

Doris Heim erinnert sich gerne an die Zeiten auf der Farm zurück. Das geht ihr aber nicht alleine so. „Viele Kinder von früher, die heute schon erwachsen sind, erkennen mich noch, wenn wir uns begegnen. Oder sie klopfen an meine Autoscheibe“, sagt die ehemalige Vorsitzende und lacht. Das zeige ihr, dass die Mädchen und Jungen damals eine gute Zeit auf der Jugendfarm hatten – „und dass ich nicht in Vergessenheit gerate“. Doris Heim wird der Einrichtung jedenfalls erhalten bleiben – „wie man mich eben braucht“.